Was schon war

Atommüll und kein Ende: Messung von Luftradioaktivität in privater Hand

Die Bürgeraktion Müll und Umwelt e.V. hat ihr Messgerät an der Kläranlage Bergrheinfeld in unmittelbarer Nähe zum Atomkraftwerk Grafenrheinfeld im April 2023 erneuert, um auch weiterhin unabhängig und in privater Hand Messungen zur Überwachung der Luft-Radioaktivität in der Umgebung durchführen zu können. „Aufgrund der weiterhin vorhandenen und über die Jahre weiterwachsenden Risiken durch die Atommüll-Lagerungen auf dem AKW-Gelände Grafenrheinfeld haben wir uns zu diesem umfassenden Update der Geräte entschlossen“, so Dr. Peter Möhringer, Vorsitzender der Bürgeraktion „Müll und Umwelt e.V.“ bei einem Vor-Ort-Termin. Die Gemeinde Bergrheinfeld unterstützt das Vorhaben, indem sie ein Betriebsgebäude an der dortigen Kläranlage weiterhin für die Betreibung des Messgerätes zur Verfügung stellt.

„Wir sind froh, dass es solche unabhängigen Organisationen gibt, die eigene Messungen durchführen und somit einen Schutzindikator mehr bieten, falls es zu erhöhten Werten kommt“, so Ulrich Werner, Bürgermeister von Bergrheinfeld.

„Wir, Bergrheinfeld mit dem Ortsteil Garstadt, sind ganz nah dran und ein Restrisiko bleibt immer bestehen“, ergänzt er seine Aussagen.

Messgerät zur Messung der Luft-Radioaktivität an der Kläranlage Bergrheinfeld in unmittelbarer Nähe zum Atomkraftwerk Grafenrheinfeld.
Oben links im Bild das Geiger-Müller-Zählrohr des Messgerätes. Beim Vor-Ort-Termin von links nach rechts: Ulrich Werner (Bürgermeister von Bergrheinfeld), Johannes Neupärtl (Stellv. Vorsitzender der Bürgeraktion), Dr. Peter Möhringer (Vorstandsvorsitzender der Bürgeraktion) sowie Thomas Geißler (Vorstandsmitglied Bürgeraktion)

Weiterhin Risiko durch Atommüll
Die Messstation an der Kläranlage Bergrheinfeld betreibt die Bürgeraktion „Müll und Umwelt“ schon seit vielen Jahren, ein Update war jetzt aber notwendig, um wieder auf den Stand der Technik zu kommen. Für Dr. Peter Möhringer ist zwar durch die Abschaltung des Atomkraftwerks 2015 die Gefahr eines GAU´s gebannt, aber es bleibt das Zwischenlager für hochradioaktive Brennelemente (BELLA) mit momentan 54 belegten von 88 Castor-Stellplätzen. Leider bestehe hier weiterhin eine Gefahr durch Attentate und schwere Unfälle wie zum Beispiel Flugzeugabsturz. Hinzu kommt für ihn auch die Unsicherheit wegen hoher Belastung der Hüllrohre durch Strahlung, Hitze und Druck. „Es gibt keine Erfahrung mit langer Lagerung in diesen Castor-Behältern und bereits ein Castor kann etwa die Menge strahlendes Material wie beim Tschernobyl-GAU enthalten“, so Dr. Peter Möhringer. Hinzu kommt laut Bürgeraktion auch noch ergänzend seit 2021 das Risiko durch eine Bereitstellungshalle (BeHa) für die Lagerung von schwach- und mittelstark strahlenden Materialien. Diese kommen aus dem AKW-Abbau Grafenrheinfeld und seit ein paar Wochen auch aus Atommüll-Transporten aus Würgassen. Hinsichtlich dieser Atommüll-Transporte wünscht sich der Umweltverein auch noch mehr Parteien übergreifenden Widerstand durch die Lokalpolitik, auch wenn die Entscheidungen maßgeblich in Berlin getroffen werden. „Als Anlieger-Gemeinde lehnen wir dieses zusätzliche Risiko und die damit einhergehenden unnötigen Transporte ebenso entschieden ab“, ergänzt Bürgermeister Ulrich Werner.

Vielseitige Messnetze weltweit notwendig
Belastend sieht Peter Möhringer auch die allgemeine Situation in ganz Europa. Viele alte Anlagen in Frankreich, Belgien, Tschechien, Ungarn der Slowakei sowie in Bulgarien. Auch die Frage was passiert in Saporischschja in der Ukraine, mit 5,7 GW das größte AKW in Europa treibt ihn um. Für ihn sind wegen dieser Gefahren Messnetze weiterhin nötig, schließlich hat der Mensch keinen Sensor für Radioaktivität. Auch wenn es die zuverlässige Kernkraftfernüberwachung KfÜ des Landesamts für Umweltschutz in Bayern gibt, so sind private Anlagen zur Kontrolle für ihn zusätzlich sinnvoll und relevant. Ein Beispiel kennt Peter Möhringer persönlich durch seine Verbindungen nach Ungarn. Ein dortiger Unfall in der Stadt Paks wäre nicht ohne private Messungen aufgedeckt worden, berichtet er.

Was misst die Bürgeraktion mit welchen Geräten?
„Mit dem Messgerät an der Kläranlage Bergrheinfeld messen wir Gamma-Strahlung. Die Anlage mit integriertem Mikroprozessor misst die Orts-Dosis-Leistung in Nano Gray pro Stunde (nGy/h)“, erläutert Peter Möhringer. Eine starke Erhöhung der Messwerte würde daraufhin deuten, dass irgendwo etwas passiert ist. „Für detaillierte Auswertungen gibt es dann andere Geräte mit mehr Möglichkeiten und Institute, das ist nicht mehr unser Part“, so der Vereinsvorsitzende. Momentan betreibt der Verein vier Stationen in unterschiedlichen Entfernungen und Himmelsrichtungen zum AKW Grafenrheinfeld im Landkreis Schweinfurt. An ein Messereignis erinnert sich Peter Möhringer noch ganz genau, als die Bürgeraktion 1996 bei der damaligen Atommüll-Verladung in Gochsheim mit den eigenen Geräten einen Spitzenwert von 1260 nGy/h gemessen hatte wobei das Monatsmittel damals im Schnitt bei 150 nGy/h lag. „Damit konnten wir beweisen, dass die Verladungen des Atommülls in Gochsheim sehr wohl eine stark erhöhte Belastung darstellten.“, so Möhringer abschließend.

Das Messgerät im Inneren des Gebäudes an der Kläranlage Bergrheinfeld.

Die Bürgeraktion „Müll und Umwelt“ wiederholt, auch angesichts des jetzigen Würgassen-Themas und den wieder aufkeimenden Diskussionen zur Nutzung der Atomkraft, die Forderung zum konsequenten sofortigen Ausstieg aus der Kernkraft weltweit. Denn zusätzlich zum Risiko eines Super-Gaus bei noch laufenden Anlagen, bleibe die Atommüll-Lagerung für unsere und die nächsten Generationen eine riesige Belastung. Die Alternativen sind vorhanden und entwickelten sich rasch weiter, eine dezentrale Energiewende mit Erneuerbaren Energien und neuer Speichertechnik ist die Zukunft, zeigt sich der Umweltverein überzeugt.

Austausch der Bürgeraktion mit der Abfallwirtschaft des Landkreises

Übereinstimmung bei Biomüllverarbeitung und Wertstofferfassung aber Ablehnung zur überregionalen Nutzung der Deponie

Jährlich trifft sich der Vorstand der Bürgerkation „Müll und Umwelt e.V.“ mit den Verantwortlichen der Abfallwirtschaft des Landkreises Schweinfurt und mit der Deponieleitung Rothmühle, so auch jetzt im Januar. Bei vielen Punkten war man sich im Gespräch und beim Deponie-Rundgang einig, wie zum Beispiel bei den geplanten Optimierungen zur Biomüllverarbeitung und den Bau weiterer Wertstoffhöfe. Andere Meinung besteht beim Thema Deponieerweiterung, denn diese ist in den nächsten Jahren leider vor allem auch deshalb notwendig, weil in den letzten Jahren Restmüll aus mehreren Kommunen Unterfrankens dort angeliefert wurde und den Berg schneller wachsen ließ als bei einer reinen Nutzung nur für den Kreis und die Stadt Schweinfurt.


Beim Deponierundgang mit dabei von links nach rechts: Walter Rachle (Vorstandsmitglied der Bürgeraktion), Heiko Glöckler (Leiter der Deponie Rothmühle), Johannes Neupärtl (Stellv. Vorsitzender der Bürgeraktion), Thomas Fackelmann (Leiter der Abfallwirtschaft Landkreis Schweinfurt), Thomas Geißler (Vorstandsmitglied Bürgeraktion) sowie Dr. Peter Möhringer (Vorstandsvorsitzender der Bürgeraktion).

Hintergrund sind Zweckvereinbarungen, die der Landkreis geschlossen hat, um die Betriebskosten zu senken. Laut Thomas Fackelmann, dem Leiter der Abfallwirtschaft, auch weil es ökologischer sei den Müll in der umliegenden Region Unterfranken zentral und nicht dezentral pro Kommune zu deponieren oder weiter weg auf andere Deponien zu fahren. Dies ist für die Bürgeraktion zwar teilweise nachvollziehbar, führt aber eben auch dazu, dass Deponievolumen, das ehemals nur für den Kreis und die Stadt geplant war, schneller verfüllt wurde und somit den Bedarf einer früheren Erweiterung zur Folge hat.

Die erneute Deponie-Erweiterung wäre zum jetzigen Zeitpunkt noch lange nicht notwendig, wenn sich der Landkreis auf seinen Kreis und die Stadt konzentrieren würde“, so Dr. Peter Möhringer, Vorsitzender der Bürgerkation Müll und Umwelt.

Momentan seien zwar viele Zweckvereinbarungen gekündigt oder abgelaufen, „aber sobald die Erweiterung wieder neue Kapazitäten vorweist, wird der Landkreis vermutlich wieder auf das alte Konzept mit neuen Verträgen zurückgreifen“, befürchtet die Bürgeraktion. „Je größer eine Deponie ist, und je mehr Anlieferer aus ganz Unterfranken kommen, umso größer ist die Belastung für die umliegenden Anwohner und auch das Landschaftsbild im Werntal hat sich in den letzten Jahren dadurch sehr verschlechtert“, zeigt sich der Umweltverein besorgt.

Positiv – Verbesserungen bei Biomüll-Verarbeitung
Den Bau einer Anlieferungshalle für den Biomüll auf dem Gelände der Deponie mit dabei integrierten Sortier- und Sieb-Anlagen sieht die Bürgeraktion positiv, schließlich erhofft man sich dadurch die Qualität der Gärreste und des Komposts zu verbessern. Auch die Luftbelastung sollte sich hierdurch reduzieren, da das bisherige Abkippen im Freien nun entfällt.

Interessant ist für die Bürgeraktion auch der Aspekt, dass Stand heute auch noch Kapazität für Biomüllanlieferungen aus der Stadt frei wäre. Die Bürgeraktion sieht nach wie vor den Bedarf den Biomüll in der Stadt über eigene Tonnen zu sammeln und einer Vergärung, statt der Verbrennung zuzuführen, ähnlich wie es der Landkreis jetzt schon umsetzt.

Erfreulich sieht der Umweltverein auch die niedrigen Restmüllmengen im Landkreis, die laut Thomas Fackelmann durch die Anreize über die Gebühren inkl. Verwiegung sowie durch das Angebot der Wertstoff-Anlieferung erreicht wird. Der geplante Bau weiterer Wertstoffhöfe in Gerolzhofen, Üchtelhausen und Schonungen wird die Anlieferung sowie sortenreine Erfassung weiter verbessern, zeigt sich die Bürgeraktion erfreut und überzeugt von den Planungen des Landkreises.

Reparieren statt Wegwerfen
Unabhängig davon appelliert der Verein weiter an die Bürger verstärkt auf Reparaturen und Wiederverwendung zu setzen, statt wegzuwerfen. Hier gibt es viele Möglichkeiten wertvolle Materialien und Rohstoffe einzusparen sowie Müll zu vermeiden. Die „Abfall-App“ des Landreises Schweinfurt hält hierzu Tipps und Repair-Cafe-Termine in der Region bereit und könne deshalb empfohlen werden. Oftmals seien es auch einfache Dinge, auf die man achten kann, so zum Beispiel die Frage, wie oft brauche ich ein Gerät wirklich, rentiert sich ein Kauf oder kann ich es auch leihen oder wenn doch benötigt, kann ich es auch gebraucht kaufen? Und man kann auf Gewährleistung und Garantie achten, denn oft sind Reparaturen über den professionellen Kundenservice des Herstellers kostenlos noch möglich. Deshalb der Tipp: Garantieschein und Kaufbelege immer aufbewahren, und im Reparaturfall nachschauen.
Mehr Tipps zum Thema Reparieren, finden Sie hier.

Reparieren statt Wegwerfen

Reparieren ist meist teurer – aber nachhaltiger
Die Reparatur ist nicht immer der Plan der Hersteller, manche wollen lieber ein Neu-Produkt verkaufen. Beispiel Elektrogeräte:

* Abdeckungen meist verklebt statt verschraubt
* Elektronische Ersatzteile sind meist überteuert
* Schalter, etc. nicht einzeln erhältlich, nur als Baugruppe
* Elektrogeräte sind die am meisten wachsende Abfallmenge in Europa (jährlich um 2% , nur 40 % wird recycelt)

Die Folge: Immer mehr langlebige Güter mit behebbaren Mängeln enden vorzeitig im Müll. Zu viel Müllverbrennung, zu viel Rohstoff-Verbrauch.

Was können wir als Verbraucher tun?

  1. Brauche ich das Gerät wirklich, wie oft im Jahr? Kann ich es auch leihen oder mit anderen Teilen (Sharing)?
    Tipp: Vor Neu-Anschaffung erst gut überlegen!
  2. Auf Gewährleistung und Garantie achten:
    Oft sind Reparaturen über den professionellen Kundenservice des Herstellers kostenlos noch möglich.
    Tipp: Garantieschein und Kaufbelege aufbewahren, nachschauen!
  3. Selbst Reparieren: Bei Elektrogeräten auf Sicherheit achten!
    Tipp: Günstige Ersatzteile und Reparaturanleitungen im Internet.
    Linksammlung unter: reparatur-initiativen.de
  4. Reparatur-Werkstätten in der Nähe finden
    Tipp: Schau mal hier: meinmacher.de oder Suche selbst im Internet !
  5. Repair Cafes: 
    In Schweinfurt im Pfarrzentrum St. Kilian
    Tipp: Nächster Termin: 22. Oktober, 10:00 – 14:00 Uhr!
  6. Politische Forderungen stellen:
    Tipp: Initiativen für gesetzliche Änderungen unterstützen!

Die Zukunft – Regionalwerke mit Wertschöpfung in der Kommune vor Ort

„Wir sind für eine dezentrale Energiewende in kommunaler Hand, denn wir sehen die Daseins-Fürsorge für Strom auch bei uns in den Gemeinden“, so der Bürgermeister von Elfershausen, Johannes Krumm am Beginn seines Vortrages auf der zweiten Busstation der Info-Tour der Bürgeraktion am 14. Mai 2022 auf der Trimburg. Die Kommunen hätten es in der Hand, wie ein Stadtwerk selbst Strom auf dem Land zu produzieren und seinen Bürgern anzubieten. Das heißt eigene Anlagen zur Stromgewinnung über das Regionalwerk zu betreiben und auch das Stromnetz vor Ort wieder in kommunaler Hand zu legen.

Bürgermeister Johannes Krumm: „Ich bin für eine dezentrale Energiewende in kommunaler Hand“.

 

Die Vorteile lägen auf der Hand: Höhere Bürgerakzeptanz, weil regionale Einbindung vor Ort, eine höhere Sicherheit bei der Stromerzeugung durch weniger Abhängigkeit von großen Konzernen sowie die wirtschaftliche Wertschöpfung in der Region mit Arbeitsplätzen und Einnahmen, die auch wieder den Bürgern zugutekommen. Wie dies bei der dünnen Personaldecke und fehlenden Fachexperten auf dem Land gehen solle, fragten einige Zuhörer. Dies sei gerade der Vorteil, wenn sich mehrere Gemeinden zu einem Klimanetzwerk zusammentun und so eine Arbeits- und Kostenteilung möglich sei. So könne man sich gemeinsam Fachwissen zukaufen und auch gegenseitig voneinander lernen. „Gemeinsam ist man stärker“, zeigte sich Johannes Krumm überzeugt.

Unterfranken kann Vorreiter für ganz Bayern werden hinsichtlich dezentraler Energieerzeugung in den Kommunen.

Momentan sei man in der Region Bad Kissingen noch in der Konzeptphase, aber schon in naher Zukunft könne dies Wirklichkeit werden. Unterfranken könne laut Krumm hier Vorreiter für ganz Bayern werden, denn auch der Landkreis Haßberge habe bereits eine Gesellschaft zur Umsetzung regionaler Energieprojekte gegründet mit dem Ziel autark zu werden und ist bereits konkret in die Konzeptentwicklung für ein Regionalwerk auf Landkreis-Ebene eingestiegen.

Momentan lässt auch die Gemeinde Elfershausen für ein bereits planerisch begonnenes Projekt für eine Freiflächen-Photovoltaikanlage eine Machbarkeitsstudie erstellen, wie die Einbindung der Kommune und somit in das Regionalwerk möglich wäre. Generell stellt sich die Frage, mit welchen Geschäftsfeldern so ein Regionalwerk starten könnte? Hier ergeben sich alle Bereiche der Energiewende, wie zum Beispiel der Betrieb von Freiflächen-PV-Anlagen, das Contracting von PV-Dachanlagen, der Betrieb eines Nah- oder Fernwärmenetzes, die Speicherung von überschüssigem Strom über Elektrolyse, bis hin zum Energiemanagement und eigenen Energievertrieb. Am Ende seines Vortrages erläuterte der Bürgermeister noch weitere Projekte in Elfershausen, die auf eine weitere Nachhaltigkeit in der Gemeinde einzahlen sollen, so etwa eine Bahnhaltestelle mit Car- oder E-Bike-Sharing und Ladestation.

Konzept „Junges-Altes-Wohnen“ mit kleinen Wohneinheiten statt Neubaugebiete

Auch beim Wohnungsbau sieht Krumm die Zukunft nicht in der Ausweisung neuer Baugebiete, sondern in der cleveren Innenortsentwicklung, wie zum Beispiel durch die Schaffung von Wohngebäuden mit dem Konzept „Junges-Altes-Wohnen“ mit kleinen Wohneinheiten und der damit verbundenen Neunutzung von freiwerdenden Altorthäusern für junge Familien. Die Bus-Tour ging zu Ende mit einem Blick von der Trimburg in das schöne Saaletal, mit vielen Informationen sowie Impulsen für eine dezentrale Energiewende und mit einem Dämmerschoppen in Feuerthal als letzter Busstation der Info-Tour.

   

Die Zukunft der Windkraft am Beispiel in Elfershausen

Ein kleiner Windpark mit drei Anlagen im hiesigen Wald war die erste Station der Energie-Infotour 2022 der Bürgeraktion Müll und Umwelt. Nach der Begrüßung und Einführung durch Bürgermeister Johannes Krumm stand der Projektleiter Benedikt Lüninck der Firma Prowind GmbH Rede und Antwort: „Als Anlagen-Projektierer benötige man langem Atem, in Elfershausen dauerte das Genehmigungsverfahren zwölf Jahre“. Pro Windrad musste eine Fläche von 0,5 Hektar Wald gerodet werden, in Summe für alle drei Anlagen inklusive Infrastruktur ca. 3 Hektar, wofür allerdings als Kompensation ein Ersatzwald gleicher Größe an anderer Stelle wieder gepflanzt wurde.

   

Die Anlagen mit einer Nabenhöhe von 149 und 161 Metern haben eine Leistung von jeweils 4,8 Megawatt, wobei die Technik sich stets weiterentwickle und mittlerweile Windräder mit bis zu 6,2 Megawatt und Nabenhöhen von 170 Metern im Markt seien.

Die drei Elfershäuser Windräder erzeugen 35 Gigawattstunden im Jahr, was dem jährlichen Strombedarf von etwa 10.000 Haushalten entspricht.

Hinsichtlich Vogel- und Fledermausschutz werden die Anlagen immer dann abgeschaltet, wenn die gemessenen Parameter eine Flugzeit der Tiere erwarten lässt. „Auch das störende Blinken nachts wird bei fast allen Windrädern in Deutschland bald ein Ende haben, denn die roten Signallichter werden ab ersten Januar 2023 nur noch eingeschaltet, wenn sich ein Flugzeug in einem gewissen Radius nähert“, erläuterte der Experte Benedikt Lüninck.

Die roten Signallichter werden ab ersten Januar 2023 nur noch eingeschaltet, wenn sich ein Flugzeug in einem gewissen Radius nähert.

Die Zuhörer wollten wissen, wie nachhaltig ein Windrad ist. „Durch regelmäßige Kontrollen und sehr gute Wartung können solche Windräder oftmals weit länger als teilweise prognostiziert laufen, und zwar je nach Beanspruchung bis zu 30 bzw. 35 Jahre. Die CO2-Neutralität, womit die Kompensation, der durch Herstellung, Nutzung und Entsorgung der Anlage erzeugten Menge gemeint ist, trete spätestens innerhalb von vier Jahren ein, so Lüninck, mit Bezug auf jüngste Studien des Umweltbundesamt. Ein sehr großer Materialbedarf wird mit etwa 450 Betonmischer pro Windrad-Fundament benötigt, denn schließlich müsse in der Höhe die „Gondel“ an der Nabe getragen und die Kräfte auf alle Teile bei Sturm nach unten abgefangen werden. Etwa zwei Reise-Busse groß und ca. sechsmal so schwer wie ein Reisebus ist dieses Maschinenhaus in luftiger Höhe. Unvorstellbar, wenn man selbst mit einem Bus am Sockel steht, staunten die Zuhörer.

   

Auf die Akzeptanz in der Bevölkerung angesprochen erwiderte Lüninck, dass solche Projekte nur durch Einbindung und Beteiligung der Bürger sinnvoll möglich sind, wie in Elfershausen geschehen durch die Gründung der Elfershausen Bürgerwindpark GmbH & Co. KG mit ca. 35% Beteiligung durch Privatpersonen. Mittlerweile sei das Spektrum der Beteiligungsmöglichkeiten sehr groß und variantenreich bis hin zu Kommanditisten aus den Kommunen selbst. Allerdings steige der Aufwand bei Bürgerbeteiligungen mit der Anzahl der sich beteiligenden Bürger, so dass sich ein breites Angebot an die Bevölkerung meist nur bei größeren Projekten, also großer Anzahl von Windrädern in einem Park, rentiere. Bei kleineren Projekten sei es vorteilhafter direkt auf die Interessierten zuzugehen. In Elfershausen seien etwa 35.000 Arbeitsstunden in das Gesamt-Projekt eingeflossen, weshalb die Kosten für derartige Windräder mit Material sowie Infrastruktur und allen begleitenden Maßnahmen bei rund 10 Millionen Euro liege. Was müsse sich ändern, damit der ins Stocken geratene Ausbau der Windkraft wieder Fahrt aufnehme, wollten die Teilnehmer wissen. Der Windrad-Experte nannte vier Punkte: 1.) Bei einer Genehmigungsdauer von ca. zwei Jahren sollte es möglich sein den Hersteller und das Modell nach erhalt der Genehmigung zu wählen, momentan ein Problem, weil in Deutschland die Genehmigung auf ein bestimmtes Modell ausgestellt wird und bei Veränderung des Herstellers oder Modells eine neue Genehmigung notwendig ist. Generell müssen sich die Genehmigungszeiträume verkürzen von aktuell im Schnitt ca. sieben Jahren auf ein bis zwei Jahre. 2.) Die Flächenausweisungen bieten momentan durch vorhandene Restriktionen zu wenig Möglichkeiten. Es werden viele gute Standorte aus kommunal- oder regionalpolitischen Gründen nicht in Betracht gezogen. 3.) Projektierer stehen in der Verpflichtung für jede Genehmigung aktuelle und hoch spezifische Arten- und Naturschutzgutachten vorzulegen, wobei bei den involvierten Behörden ein großer Fundus an Wissen über die Verhältnisse im Gebiet vorliegt, der effizienter genutzt werden sollte um die Genehmigungsphasen zu beschleunigen. 4.) Durch ein Abschmelzen der Subventionen tragen die Projektierer mittlerweile ein sehr großes unternehmerisches Risiko.

Eine Fahrt in die kommende Energiezukunft: Regional, kommunal und bürgernah

Infotour der Bürgeraktion Müll und Umwelt am 14. Mai 2022
Die Bürgeraktion „Müll und Umwelt e.V.“ aus Schweinfurt besuchte die Gemeinde Elfershausen im Landkreis Bad Kissingen, um sich Impulse und Anregungen für die dezentrale Energiewende einzuholen. Der dortige Bürgermeister Johannes Krumm begrüßte zu Beginn an drei bereits realisierten Windrädern vor Ort und präsentierte anschließend auf der idyllischen Burg Trimberg mit Blick auf das Saaletal, was zukünftig möglich ist, wenn engagierte Gemeinden mit ihren Verantwortlichen bereit sind neue Wege einzuschlagen.

 

Die Vision des Bürgermeisters zusammen mit anderen Gemeinden rund um den Klima-Manager Stefan Richter aus Münnerstadt: „Die Gründung eines Regionalwerkes bzw. Kommunalunternehmens, das ähnlich wie ein Stadtwerk, erneuerbaren Strom regional produziert und seinen Bürgern sicher, nachhaltig und bezahlbar anbietet“, so der Bürgermeister. Abgerundet wurde das Besichtigungs-Programm durch eine kleine Burgführung mit geschichtlichen Hintergründen zu der teilsanierten Ruine. Über 40 Teilnehmer der Info-Tour waren inspiriert und begeistert von den Visionen und Planungsideen des Bürgermeisters der 2.800 Einwohner zählenden Gemeinde Elfershausen.

   

Einen Zwischenstopp gab es noch in Langendorf im Biohofladen „Jüsis Feldglück“. Biobauer Jürgen Simon erläuterte dort sein Konzept der regionalen Vermarktung und dabei auch die Zusammenarbeit mit anderen Selbstvermarktern aus der Region. So könnten die Höfe ein größeres Angebot in der Direktvermarktung anbieten indem sie sich gegenseitig mit Waren unterstützen. In dem Hofladen von Jürgen Simon waren auch mehrere Angebote zum „unverpackten“ Einkaufen integriert.

   

Mehr Informationen zum Windpark Elfershausen und interessante Daten und Fakten zur Windkraft finden Sie im Beitrag hier.

Interessante Hintergründe zum Konzept und Vision Regionalwerk als Beispiel für die dezentrale Energiewende können Sie hier lesen.

Forderung: Nur Müll aus Stadt und Landkreis Schweinfurt auf die Deponie Rothmühle

Deponie-Rundgang des Vorstands der Bürgeraktion „Müll und Umwelt e.V.“  im Januar 2022
Die Vorstandschaft der Bürgeraktion „Müll und Umwelt e.V.“ traf sich zu einem Austausch mit der Leitung der Abfallwirtschaft des Landkreises Schweinfurt auf der Deponie Rothmühle.


Auf dem Foto von links nach rechts: Thomas Fackelmann (Leiter der Abfallwirtschaft Landkreis Schweinfurt), Thomas Geißler, Dr. Peter Möhringer, Georg Rüttiger (alle Vorstand Bürgeraktion Müll und Umwelt), Heiko Glöckler (Leiter der Deponie Rothmühle)

Die Belastungen für die Anrainer-Gemeinden sollten so gering wie möglich gehalten werden, ebenso der Flächenverlust.

Vor Ort konnte sich der Umweltverein ein Bild über die aktuelle Lage sowie die neuen Planungen am Abfallwirtschaftszentrum machen. Kritisch sieht die Bürgeraktion bei den momentanen Planungen zur Erweiterung der Deponie, dass der neu geplante Erweiterungsbereich auch wieder, wie bisher der alte Bereich, für überregionalen Müll aus den Landkreisen Kitzingen, Würzburg, Rhön-Grabfeld und Aschaffenburg sowie den Städten Aschaffenburg und Würzburg genutzt werden soll.

Diese Planung entspricht nicht unserem Verständnis einer ortsnahen Abfallwirtschaft.

Die Nutzung der Deponieerweiterung ist auf den Landkreis und die Stadt Schweinfurt zu beschränken.“, so die einhellige Meinung der Vorstandschaft der Bürgeraktion. Das Abfallwirtschaftszentrum ist in den letzten Jahrzehnten bereits stärker gewachsen als zu Beginn geplant. Momentan stammt im jährlichen Durchschnitt nur etwa ein Drittel des eingelagerten Materials aus der Stadt und dem Landkreis Schweinfurt. Der Rest wird von anderen Kommunen aus Unterfranken antransportiert. Nicht zu vergessen: Ursprünglich wurde das Areal als Kreismülldeponie für den Landkreis Schweinfurt geplant.


Foto: Blick Von der jetzigen Deponie Rothmühle in Richtung Riedhof und Schnackenwerth. 


Foto: Blick auf den geplanten Erweiterungsbereich der Deponie Rothmühle in Richtung Bergl und Schweinfurt.

Konzept Wertstoffhof kommt gut an
Einigkeit besteht beim Thema Kreislaufwirtschaft. Erfreulich ist hier aus Sicht der Bürgeraktion wie gut der Wertstoffhof an der Deponie vom Landkreis konzeptioniert und geführt wird. Entsprechend positiv sieht der Umweltverein auch die Überlegungen des Landkreises diese Konzepte an anderen Standorten weiter auszubauen.

Der Trend, möglichst wenig wegzuwerfen und stattdessen Gegenstände möglichst lange zu nutzen oder in Stoffkreisläufe zurückzuführen, ist essenziell wichtig, um Müll erst gar nicht entstehen zu lassen.

Die geplanten Verbesserungen bei der Störstoffauslese bei der Biomüllsiebung werden vom Vorstand ebenso positiv bewertet. „Vielleicht auch jetzt der Anlass für die Stadt Schweinfurt ebenso über eine Biomüllerfassung für deren Haushalte nachzudenken. Kapazität hätte die Biomüllvergärungsanlage auf der Rothmühle noch, um den Biomüll der Stadt ebenso zu verwerten, anstatt zu verbrennen“, so die Bürgeraktion.


Foto: Biomüllverarbeitung auf der Deponie Rothmühle.

Vortrag zum Thema Klärschlamm-Entsorgung  von Waltraud Galaske

In ihrem Vortrag im Rahmen der Jahreshauptversammlung ging Gastrednerin Waltraud Galaske vom Arbeitskreis Abfall vom BUND Naturschutz in Bayern auf die Forderung des BN zum Thema Klärschlamm-Entsorgung ein. Anhand fundierter Zahlen erläuterte sie die aktuelle Situation im Freistaat Bayern. Sorge bereite dem BN die Tatsache, dass momentan zu viele Mono-Verbrennungsanlagen mit zu großen Kapazitäten im Vergleich zu den anfallenden Mengen geplant werden. Denn bei 42 % der Kläranlagen sei es nicht zwingend vorgeschrieben, dass der Klärschlamm thermisch zu behandeln sei, d.h. es könnten auch alternative Verfahren mit anschließender bodenbezogener Verwertung zum Einsatz kommen. Als Ziel müssten laut BN geschlossene Stoffkreisläufe dort angestrebt werden, wo es Sinn macht.

„Es dürfen keine Einbahnstraßen durch den Aufbau von Überkapazitäten bei der Klärschlammverbrennung geschaffen werden“, so Waltraud Galaske.

Der Bund Naturschutz fordere deshalb ein Umdenken bei der Abwasserbeseitigung und der Klärschlammverwertung und -entsorgung. Klärschlämme enthielten wertvolle Pflanzennährstoffe, die im Rahmen einer Kreislaufwirtschaft wiederverwertet werden sollten. Hierzu sei es aber notwendig, dass die weitgehende Schadstofffreiheit von Klärschlämmen sichergestellt werde.

Waltraud Galaske: „Wir brauchen ein Moratorium (Aufschub und mehr Zeit)  bei der Planung und dem Bau von Klärschlammverbrennungsanlagen.“

Eine pauschale Verbrennung von Klärschlämmen sei sowohl aus Klimaschutzgründen als auch im Hinblick auf die Schadstofffreisetzung keine nachhaltige Lösung für die Zukunft. Ihr eindringlicher Apell am Ende des Vortrages: „Wir brauchen ein Moratorium (Aufschub und mehr Zeit)  bei der Planung und dem Bau von Klärschlammverbrennungsanlagen, damit umweltschonendere Verfahren eine Chance erhalten.“


Bildmitte: Waltraud Galaske, Sprecherin Landes Arbeitskreis Abfall und Kreislaufwirtschaft BUND Naturschutz in Bayern.  

Einsatz für regionale Kreislaufwirtschaft und regenerative Energiewende als Schwerpunkt

Jahreshauptversammlung Bürgeraktion Müll und Umwelt
In der diesjährigen Jahreshauptversammlung der Bürgeraktion Müll und Umwelt e.V. standen die Neuwahl des Vorstands sowie Rück- und Ausblick im Mittelpunkt. Als Gastrednerin war Waltraud Galaske in ihrer Funktion als Mitglied des Landes-Arbeitskreis Abfall vom BUND Naturschutz in Bayern aus Fürth angereist und berichtete zum Thema Klärschlamm-Entsorgung.

Der neue gewählte Vorstand: Dr. Peter Möhringer (Erster Vorsitzender), Johannes Neupärtl (Stellvertretender Vorsitzender), Thomas Geissler (Beisitzer), Georg Rüttiger (Schriftführer), nicht auf dem Foto ist Kassier Walter Rachle.

Kreislaufwirtschaft weiter optimieren

„Das Thema Müllvermeidung und Wiederverwendung sowie Rückführung der Stoffe in Kreisläufe muss in der Stadt und dem Landkreis Schweinfurt weiter forciert werden“, so erster Vorsitzender Dr. Peter Möhringer bei seinem Rück- und Ausblick. Momentan seien die verbrannten oder deponierten Restmüllmengen in der Region immer noch viel zu hoch, weshalb der Umweltverein in den letzten Monaten mehr Mut zu neuen Konzepten von der Abfallwirtschaft der Stadt und des Landkreises forderte. In der Stadt Schweinfurt wird zum Beispiel Biomüll aus den Haushalten nach wie vor nicht über Biotonnen gesammelt, sondern über die Restmüllmengen verbrannt, während alternativ eine Vergärung und Nachkompostierung eine wesentlich höhere Energieausbeute und Rückführung in Kreisläufe bedeuten würde.

Stellungnahme zur Erweiterung der Deponie Rothmühle
Die Auslegung der Planungsunterlagen in den Verwaltungen der Anlieger-Gemeinden zur Erweiterung der Deponie Rothmühle fand in den letzten Wochen statt. Die Bürgeraktion Müll und Umwelt e.V. hat die Planungsunterlagen gesichtet und sachlich kritisch bewertet. Auf die wichtigsten Forderungen ging der Vorsitzende kurz im Überblick ein. So müsse darauf geachtet werden, dass die Landkreisflächen dezentral für anfallende Mengen im Landkreis und nicht für überregionalen Müll verbraucht werden. Zu hinterfragen sei auch, warum der Müllberg der neuen Fläche erneut höher angelegt werden muss als der bisherige. Wie kann und wird die bekannte Dolinengefahr in diesem Gebiet – unterirdische Hohlräume, die einbrechen können – im Rahmen der Planungen untersucht und entsprechend bei der Abdichtung berücksichtigt?  Hat die neu angelegte Deponiefläche Auswirkungen auf die Geruchssituation in den Anlieger-Gemeinden und wie wird das geplante Retentionsbecken in der Nähe der Wern vor Hochwasser geschützt?

Dezentrale Energiewende  vor Ort
Ein weiterer Schwerpunkt des Umweltvereins sei und bleibe der Einsatz für die dezentrale Energiewende mit Erneuerbaren Energien vor Ort und vor allem mit Wertschöpfung in der Region und ohne überdimensionierten Übertragungsnetzausbau. Wichtig sei, dass bei allen Planungen in den nächsten Jahren die Bürger von Anfang an mitgenommen werden und dass möglichst viele Bürger-Beteiligungsmodelle mit angeboten würden, so dass ein Großteil der Einnahmen in den Gemeinden oder Bürgerhand bleiben. Ebenso wichtig, dass das Handwerk und das regionale Gewerbe von den Maßnahmen maximal profitieren kann.

Hier geht es zum Vortrag von Waltraud Galaske über Klärschlamm-Verbrennung.

Müllverbrennung ist kein Klimaschutz – Vermeidung und Kreislaufwirtschaft müssen gesteigert werden

Bürgeraktion bezieht Stellung zum GKS-Bericht hinsichtlich Müllverbrennung in Schweinfurt

Die Bürgeraktion Müll und Umwelt e.V. Schweinfurt hat in ihrer Vorstandssitzung im August 2021 den GKS-Bericht aus dem Schweinfurter Tagblatt analysiert und bezieht dazu Stellung. Der Vorstand zeigt sich besorgt, dass die Müllverbrennungsmenge im Schweinfurter GKS seit Jahren steigt und 2020 sogar 186.000 Tonnen Müll verbrannt wurden. Energieerzeugung aus Verbrennung stößt im Gegensatz zur Erzeugung aus Erneuerbaren Energien Kohlendioxid aus, pro verbrannter Tonne Müll nach öffentlichen Studien etwa 250-600 kg fossilen Ursprungs, je nach Beschaffenheit des Haus- und Gewerbemülls. Für das Klima macht es keinen Unterschied aus welchen Quellen Treibhausgase emittieren, weshalb nach wie vor das oberste Gebot Müllvermeidung, Wiederverwendung und ein Maximum an Recycling sein muss. „Je weniger Restmüll entsteht und verbrannt werden muss, desto besser für die Umwelt.

Den generellen Rohstoffverlust und zu hohen Rohstoffverbrauch können wir uns als Gesellschaft auf Dauer nicht mehr leisten. Der diesjährige Erdüberlastungstag war am 29. Juli.

Der stetige Aufwärtstrend bei den Restmüllmengen muss deshalb gestoppt und umgekehrt werden. Dies ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, zu der jeder einzelne Haushalt, das Gewerbe und die Kommunen ihren Beitrag leisten müssen“, so die Meinung des Vorstands des Schweinfurter Umweltvereins. Problematisch ist auch der Umstand, dass bei der Verbrennung wiederverwendbare und wiederverwertbare Stoffe dem Wirtschaftskreislauf für immer entzogen werden.

GKS-Restmüll-Zwischenlager auf der Deponie Rothmühle 2019

Den generellen Rohstoffverlust und zu hohen Rohstoffverbrauch können wir uns als Gesellschaft auf Dauer nicht mehr leisten. Der diesjährige Erdüberlastungstag war am 29. Juli. Damit waren die nachhaltig nutzbaren Ressourcen der Erde fast so früh im Jahr verbraucht wie 2019 und das trotz der Corona bedingten Einschränkungen.

Restmüllverbrennung im GKS Schweinfurt

Dass die GKS-Geschäftsführung und deren Organisationsleiter eine gut funktionierende Verbrennung und Rauchgasreinigung sicherstellen ist unumstritten, ändert aber nichts an der grundlegenden Problematik, dass wir weltweit und auch in Deutschland sowie in unserer Region nach wie vor viel zu viel Restmüll verursachen und verbrennen.

Müllvermeidung durch Wiederverwenden sowie Recycling
Positiv ist, dass mittlerweile viele Menschen anfangen gebraucht und noch gut nutzbare Gegenstände zu verkaufen sowie zu kaufen oder Neukauf durch Leihen und gegenseitiges Teilen zu vermeiden. Im Internet findet man auch regional und lokal viele Anlaufstellen und Plattformen, die dies ermöglichen. Dazu gehören auch Repair Cafes und Reparatur-Dienstleister, die kostenfrei oder zu fairen Preisen damit Wertschöpfung vor Ort betreiben. Oftmals ungenutzt bleiben auch Garantieansprüche zum Ersatzteilaustausch, weshalb die Verbraucher Kassenzettel aufheben und die Möglichkeiten dazu nutzen sollten. Die Wertstoffhöfe der Stadt und des Landkreises Schweinfurt werden zwar gut genutzt, aber auch hier ist noch Potential, dies auszuschöpfen. Bevor man Gegenstände in die Restmülltonne wirft, sollte man prüfen, ob dies nicht auch im Wertstoffhof noch abgegeben werden kann. Auch bei Lebensmitteln  kann unnötiger Müll reduziert oder vermieden werden, indem auf Mehrwegverpackungen gesetzt oder regional bei Direktvermarktern oder in Unverpacktläden eingekauft wird. Ein nicht unerhebliches  Potential steckt nach wie vor in der Verwertung von organischen Abfällen. Dass in der Stadt Schweinfurt immer noch Biomüll über die Restmülltonne verbrannt wird, anstatt über eine Biomülltonne flächendeckend einzusammeln ist ein solches Beispiel.

Anders als in der Stadt Schweinfurt sammelt der Landkreis Schweinfurt Biomüll über eine eigene Tonne bei den Haushalten. Nach der Biovergärung werden die Reste kompostiert, wie hier als Rotte auf der Deponie Rothmühle.