Die Zukunft der Windkraft am Beispiel in Elfershausen

Ein kleiner Windpark mit drei Anlagen im hiesigen Wald war die erste Station der Energie-Infotour 2022 der Bürgeraktion Müll und Umwelt. Nach der Begrüßung und Einführung durch Bürgermeister Johannes Krumm stand der Projektleiter Benedikt Lüninck der Firma Prowind GmbH Rede und Antwort: „Als Anlagen-Projektierer benötige man langem Atem, in Elfershausen dauerte das Genehmigungsverfahren zwölf Jahre“. Pro Windrad musste eine Fläche von 0,5 Hektar Wald gerodet werden, in Summe für alle drei Anlagen inklusive Infrastruktur ca. 3 Hektar, wofür allerdings als Kompensation ein Ersatzwald gleicher Größe an anderer Stelle wieder gepflanzt wurde.

   

Die Anlagen mit einer Nabenhöhe von 149 und 161 Metern haben eine Leistung von jeweils 4,8 Megawatt, wobei die Technik sich stets weiterentwickle und mittlerweile Windräder mit bis zu 6,2 Megawatt und Nabenhöhen von 170 Metern im Markt seien.

Die drei Elfershäuser Windräder erzeugen 35 Gigawattstunden im Jahr, was dem jährlichen Strombedarf von etwa 10.000 Haushalten entspricht.

Hinsichtlich Vogel- und Fledermausschutz werden die Anlagen immer dann abgeschaltet, wenn die gemessenen Parameter eine Flugzeit der Tiere erwarten lässt. „Auch das störende Blinken nachts wird bei fast allen Windrädern in Deutschland bald ein Ende haben, denn die roten Signallichter werden ab ersten Januar 2023 nur noch eingeschaltet, wenn sich ein Flugzeug in einem gewissen Radius nähert“, erläuterte der Experte Benedikt Lüninck.

Die roten Signallichter werden ab ersten Januar 2023 nur noch eingeschaltet, wenn sich ein Flugzeug in einem gewissen Radius nähert.

Die Zuhörer wollten wissen, wie nachhaltig ein Windrad ist. „Durch regelmäßige Kontrollen und sehr gute Wartung können solche Windräder oftmals weit länger als teilweise prognostiziert laufen, und zwar je nach Beanspruchung bis zu 30 bzw. 35 Jahre. Die CO2-Neutralität, womit die Kompensation, der durch Herstellung, Nutzung und Entsorgung der Anlage erzeugten Menge gemeint ist, trete spätestens innerhalb von vier Jahren ein, so Lüninck, mit Bezug auf jüngste Studien des Umweltbundesamt. Ein sehr großer Materialbedarf wird mit etwa 450 Betonmischer pro Windrad-Fundament benötigt, denn schließlich müsse in der Höhe die „Gondel“ an der Nabe getragen und die Kräfte auf alle Teile bei Sturm nach unten abgefangen werden. Etwa zwei Reise-Busse groß und ca. sechsmal so schwer wie ein Reisebus ist dieses Maschinenhaus in luftiger Höhe. Unvorstellbar, wenn man selbst mit einem Bus am Sockel steht, staunten die Zuhörer.

   

Auf die Akzeptanz in der Bevölkerung angesprochen erwiderte Lüninck, dass solche Projekte nur durch Einbindung und Beteiligung der Bürger sinnvoll möglich sind, wie in Elfershausen geschehen durch die Gründung der Elfershausen Bürgerwindpark GmbH & Co. KG mit ca. 35% Beteiligung durch Privatpersonen. Mittlerweile sei das Spektrum der Beteiligungsmöglichkeiten sehr groß und variantenreich bis hin zu Kommanditisten aus den Kommunen selbst. Allerdings steige der Aufwand bei Bürgerbeteiligungen mit der Anzahl der sich beteiligenden Bürger, so dass sich ein breites Angebot an die Bevölkerung meist nur bei größeren Projekten, also großer Anzahl von Windrädern in einem Park, rentiere. Bei kleineren Projekten sei es vorteilhafter direkt auf die Interessierten zuzugehen. In Elfershausen seien etwa 35.000 Arbeitsstunden in das Gesamt-Projekt eingeflossen, weshalb die Kosten für derartige Windräder mit Material sowie Infrastruktur und allen begleitenden Maßnahmen bei rund 10 Millionen Euro liege. Was müsse sich ändern, damit der ins Stocken geratene Ausbau der Windkraft wieder Fahrt aufnehme, wollten die Teilnehmer wissen. Der Windrad-Experte nannte vier Punkte: 1.) Bei einer Genehmigungsdauer von ca. zwei Jahren sollte es möglich sein den Hersteller und das Modell nach erhalt der Genehmigung zu wählen, momentan ein Problem, weil in Deutschland die Genehmigung auf ein bestimmtes Modell ausgestellt wird und bei Veränderung des Herstellers oder Modells eine neue Genehmigung notwendig ist. Generell müssen sich die Genehmigungszeiträume verkürzen von aktuell im Schnitt ca. sieben Jahren auf ein bis zwei Jahre. 2.) Die Flächenausweisungen bieten momentan durch vorhandene Restriktionen zu wenig Möglichkeiten. Es werden viele gute Standorte aus kommunal- oder regionalpolitischen Gründen nicht in Betracht gezogen. 3.) Projektierer stehen in der Verpflichtung für jede Genehmigung aktuelle und hoch spezifische Arten- und Naturschutzgutachten vorzulegen, wobei bei den involvierten Behörden ein großer Fundus an Wissen über die Verhältnisse im Gebiet vorliegt, der effizienter genutzt werden sollte um die Genehmigungsphasen zu beschleunigen. 4.) Durch ein Abschmelzen der Subventionen tragen die Projektierer mittlerweile ein sehr großes unternehmerisches Risiko.