Müll-Lagerung sowie stoffliche Verwertung müssen optimiert werden

24. April 2019: Bericht von der Jahreshauptversammlung
„Es ist wichtig, dass die Öffentlichkeit in Deutschland und in der Region wieder die Müllproblematik erkennt und sich damit vermehrt auseinandersetzt“, so Johannes Neupärtl, stellv. Vorsitzender bei der Jahreshauptversammlung der Bürgeraktion Müll und Umwelt e. V Schweinfurt. Er und erster Vorsitzender Dr. Peter Möhringer gingen im Jahresrückblick auf die Situation im Landkreis und der Stadt Schweinfurt ein. Laut des Umweltvereins sind sich die meisten Bürger gar nicht bewusst, dass auch die Schweinfurter Müllverbrennung aufgrund des hohen Müllaufkommens seit mehreren Jahren trotz Steigerung der Verbrennungsmenge kontinuierlich an der Kapazitätsgrenze ist. Dies zeige sich auch dadurch, dass trotz der Bemühungen der Verantwortlichen, immer wieder Müll auf der Deponie Rothmühle zwischengelagert werden müsse.

Standort des Verbrennungsmüll-Zwischenlagers ist nicht geeignet
Beim jährlichen Besichtigungstermin auf der Deponie Rothmühle im Februar dieses Jahres war die Vorstandschaft enttäuscht wieder ein fast vollständig gefülltes Zwischenlager mit geschätzten 10.000 Tonnen zu sehen. Dass von einem Restmüll-Lager auf einer Deponieanhöhe Geruchsbelästigungen ausgehen können sei dabei jedem bewusst. Hinzu kommt laut Dr. Peter Möhringer die Situation, dass das dortige Zwischenlager in einem Kaltluftströmungsgebiet liegt, wodurch bei schlechter Wetterlage immer wieder Geruchsschwaden nach Bergrheinfeld zum Riedhof und nach Geldersheim sowie Bergl und Oberndorf ziehen und die dort lebende Bevölkerung belaste. „Aus unserer Sicht ist der Standort des Zwischenlagers auf der Deponie nicht geeignet, weshalb wir die Prüfung eines Alternativ-Standortes vom Landratsamt einfordern“, so Peter Möhringer.
Auch bei der städtischen Abfallpolitik sieht die Bürgeraktion noch Potential vor allem durch die Einführung einer Biotonne, um häusliche Bioabfälle getrennt zu sammeln und zu verwerten. Momentan werden diese in der Stadt, anders als im Landkreis Schweinfurt über die Restmülltonne verbrannt.

Die Bürgeraktion ist nach wie vor der Ansicht, dass die Stadt ihr bisheriges Konzept noch weiter optimieren kann, indem sie die momentan hochwertige Kompostierung von Grünabfällen um die Erfassung und sinnvolle Verwertung von Küchenabfällen aus den Privathaushalten erweitert. Statt Verbrennung über die Restmülltonne könnte zum Beispiel eine Vergärung mit anschließender Kompostierung eine wesentlich höhere Energieausbeute sowie zusätzliche Organik liefern. Die Stadt Schweinfurt plant in der ersten Jahreshälfte 2019 eine Restmüllanalyse vorzunehmen, um Klarheit zu bekommen, wie viel Biomüll sich in der Restmülltonne befindet. Dies begrüßt die Bürgeraktion ausdrücklich und wird deshalb in den nächsten Wochen die Gespräche mit den Verantwortlichen der Abfallwirtschaft der Stadt Schweinfurt wieder aufnehmen. Erste konstruktive Gespräche gab es dazu bereits 2018.

Der Bürger ist gefragt: Müllvermeidung und ordentliche Mülltrennung „Jeder Bürger sollte beim Thema Müll aber auch selbst Verantwortung übernehmen“, so Dr. Peter Möhringer. So gebe es zum Beispiel in der Biomülltonne des Landkreises immer noch zu viele Fehlwürfe mit Plastiktüten oder Restmüllteile, die nichts darin zu suchen haben. Die Mehrheit der Bürger, die ordentlich Trennen, sollten mehr belohnt und jene, die sich nicht an die Regeln halten, gemaßregelt werden.

„Generell müssen wir uns alle an die eigene Nase fassen und alles dafür tun wieder weniger Müll zu produzieren“, so Johannes Neupärtl. Dies fange beim Einkaufen an. Oberstes erstes Ziel muss es sein, so wenig wie möglich Lebensmittelabfall und Verpackungsmüll überhaupt entstehen zu lassen. Man spüre, dass bereits viele Menschen anfangen, umzudenken. Positiv bewertet die Bürgeraktion auch die mittlerweile vielschichtigen Angebote und Initiativen in der Region. So bietet die Ökomodellregion Oberes Werntal immer wieder Veranstaltungen und Märkte mit Direktvermarktern aus dem Landkreis und hier steige erfreulicherweise das lokale Angebot. Hinzu kommen örtliche Stammtische und Gruppierungen, die sich mit Plastikmüllvermeidung beschäftigen, sowie Repair-Cafes, die ihre Dienste anbieten. Passend dazu hatte die Bürgeraktion Müll und Umwelt im Rahmen der Jahreshauptversammlung auch den neu gegründeten Verein SoLaWi Schweinfurt e.V. (Solidarische Landwirtschaft Schweinfurt & Umgebung) eingeladen. Deren Vorsitzender Erich Morgenstern verdeutlichte die Ziele der Organisation. Dazu gehören Naturschutz, faire Arbeitsbedingungen und Selbstversorgung der Mitglieder. Im letzten Jahr hat die Gruppierung in Bergrheinfeld passende Ackerflächen pachten können und sei gut vorangekommen, so dass seit Ende März bereits geerntet werden kann. „Das Angebot wird gut angenommen, wir könnten aber noch einige Mitglieder (Ernteteiler) aufnehmen, resümierte Erich Morgenstern.

Dezentrale Energiewende statt neue Stromtrassen
Solidarisch zeigt sich die Bürgeraktion Müll und Umwelt weiterhin mit der Bewegung „Bergrheinfelder sagt NEIN zu Südlink“ bezüglich der Forderung eine Dezentrale Energiewende zu forcieren, anstatt milliardenteure Stromtrassen zu bauen. Mit höchster Priorität müssen zunächst alle Möglichkeiten zur dezentralen, regionalen Energiegewinnung genutzt werden. Dazu zählen Blockheizkraftwerke, Windenergie, Solarstromgewinnung und Nutzung von moderner Speichertechnologie. Diese Potentiale sind gerade in Bayern bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Hinzu kommt, dass die neuen Stromtrassen offensichtlich nicht nur Windstrom, sondern auch größere Mengen Strom von Kohlekraftwerken aus dem Norden in den Süden transportieren, während hier gleichzeitig schnell regelbare Gaskraftwerke abgeschaltet bleiben. Dies sei kein geeigneter Beitrag um den Klimawandel zu stoppen.