Wertschöpfung in der Region: Vom Stromspeicher zum Getreidespeicher

Info-Tour der Bürgeraktion Müll und Umwelt e.V.

Vom Stromspeicher zum Getreidespeicher – moderne Technik bei den Erneuerbaren Energien und in der Ökologischen Landwirtschaft“, war das Motto der diesjährigen Info-Tour am 12. Oktober 2019 der Bürgeraktion Müll und Umwelt e.V.

„Wir sollten nicht nur technische Lösungen suchen, um den Klimawandel zu mindern, sondern auch darüber nachdenken, wie wir unser Verhalten ändern können“
(Geschäftsführer Stefan Göb, NE-Solar, Werneck)

Die Busfahrt ging zunächst nach Werneck zur Firma NE Solartechnik, um zu erfahren was es Neues gibt in der Solartechnik, auch in Verbindung mit Stromspeicher. „Wir sollten nicht nur technische Lösungen suchen, um den Klimawandel zu mindern, sondern auch darüber nachdenken, wie wir unser Verhalten ändern können“, so Geschäftsführer Stefan Göb zu Beginn. „Wie können wir unser Mobilitätsverhalten umstellen und den zu hohen Resourcenverbrauch reduzieren?“ „Jeder Verbraucher sollte mit diesen Fragen beginnen, denn alles was wir zunächst Einsparen, müssen wir erst gar nicht erzeugen“, so Göb, der seinen Beruf auch aus persönlicher Überzeugung gewählt hat. Er selbst sieht ergänzend zur Energieeinsparung die dezentrale Energiewende durch regionale Stromerzeugung mit Erneuerbaren Energien als entscheidenden Lösungsweg. Neben der Erzeugung und Nutzung von Solarstrom am Tag sei dabei die Kopplung mit Speichern die Basis, entweder durch Umwandlung in Methan oder Gas oder in Solarstromspeicher zuhause.

Wann machen Stromspeicher Zuhause Sinn?
Die Kernfrage für viele Privathaushalte ist, wann Stromspeicher Sinn machen, sowohl technisch als auch wirtschaftlich. Stefan Göb erläuterte, dass dies immer individuell pro Haushalt beraten werden muss, denn es hänge von vielen Faktoren ab, wie z. B. Gesamtstromverbrauch sowie Tages- und Nachtbedarf des Haushalts, oder Häufigkeit der Ladezyklen. Ein tägliches Aufladen am Tag sowie Nutzung und Entleerung des Stromspeichers abends und nachts sollte mindestens etwa 200mal im Jahr erfolgen, damit ein Stromspeicher sich finanziell rentiere und auch unseren Ressourcenverbrauch wirklich reduziert. Bei einem Haushalt mit zum Beispiel durchschnittlichen Jahresbedarf von 4.500 kW/h im Jahr könnten etwa 1.500 kW/h über eine Zwischenspeicherung genutzt werden. So könne man über das Jahr verteilt mit der Eigenstromnutzung und Speicherabrufung eine Stromautarkie von etwa 80% erreichen. Wichtig sei in diesem Zusammenhang auch eine intelligente Verbraucherregelung, also wann welche Hauptverbraucher im Tagesverlauf eingeschaltet werden. Momentan gebe es für Solarstromspeicher in Privathäusern auch ein Förder-Programm in Bayern, allerdings nur in Verbindung mit der Anschaffung einer neuen Photovoltaikanlage. Die Höhe der Förderung hänge dabei von der Kapazität des Batteriespeichers ab und kann von 500 Euro bis maximal 3.200 Euro gehen.

Welche unterschiedlichen Speicher es momentan auf dem Markt gibt zeigte NE-Mitarbeiter und Elektrotechnik-Ingenieur Armin Zeitz. Mittlerweile könne der Nutzer aus einer großen Vielzahl an Bauformen und Leistungsklassen auswählen. Dazu stellte er verschiedenartige Lithium-Ionen-Batterien sowie Ladetechniken vor.

Bei der abschließenden Betriebsführung bei NE-Solar konnten sich die Teilnehmer der Infofahrt auch noch verschiedene Ladesäulen für Elektroautos ansehen und lernten darüber hinaus, dass eine gemischte Solardach-Nutzung mit Süd-, West- und Ostrichtung durchaus Sinn macht, um eine ideale Sonnenenergieausbeute ganztägig zu nutzen. Einen wichtigen Appell hatte Stefan Göb auch noch: „Unser Handwerk und auch wir suchen Hände ringend Facharbeiter.“

Ökologische Landwirtschaft – Vielfalt als Basis
Beim zweiten Teil der Info-Tour nahm das Betriebsleiterehepaar Bernhard Schreyer und Petra Sandjohann die Teilnehmer mit auf eine Reise in die Ökologische Landwirtschaft. „Wegen dem Klimawandel wird es zukünftig immer wichtiger, dass wir auf viele verschiedene Sorten und Vielfalt setzen“, so Schreyer.

„Wer einmal auf ökologische Landwirtschaft umgestellt hat, der will nichts anderes mehr machen. “
Bernhard Schreyer, Betriebsleiter Schloss Gut Obbach

Der landwirtschaftliche Betrieb wurde 1998 auf biologisch-organische Landwirtschaft nach den Richtlinien von Naturland umgestellt und baut eine sieben gliedrige Fruchtfolge an. Spannend zu hören war, wie das Ehepaar immer wieder neue Projekte gestartet hat, um den Hof weiter zu optimieren. „Wer einmal auf ökologische Landwirtschaft umgestellt hat, der will nichts anderes mehr machen. Man muss immer wieder neue Probleme lösen, aber mit Kreativität und Spaß gelingt das“, so Schreyer. „Dabei war es für uns immer wichtig, dass wir Projektpartner gefunden haben, mit denen wir uns menschlich gut verstanden und auf Augenhöhe austauschen konnten“, ergänzt Petra Sandjohann.

Über die Frage, wie die Fruchtfolge weiterentwickelt werden kann, kam die Idee für ein neues Projekt zusammen mit einem Großabnehmer, der Schälsonnenblumen in größeren Mengen benötigte. Mittlerweile werden gemeinsam mit anderen Naturland-Betrieben über 1000 Tonnen Schälsonnenblumen erzeugt und daraus ca. 350 Tonnen hochwertige, geschälte Sonnenblumenkerne hergestellt. Möglich wurde dies auch durch die Investition in eine komplett neue Sortier- und Bearbeitungsanlage in Verbindung mit einer hochmodernen Speichertechnik, die 2018 in Betrieb ging. Diese zusätzliche Wertschöpfung auf dem Schloss Gut Obbach konnten die Teilnehmer vor Ort besichtigen und staunten, welch umfassende Verfahrenstechnik mittlerweile in den Lagerhallen integriert ist.

Zum Gut Obbach gehört ebenso ein Hofladen, dessen Konzept Petra Sandjohann der Gruppe erläuterte. Neben den selbst erzeugten Obstsäften gibt es verschiedene ökologisch hergestellte Getreidesorten sowie Gemüse, Eier und Brotaufstriche von weiteren Partnern. „Man muss für etwas brennen, damit es richtig funktioniert“, resümierte Bernhard Schreyer. Diesen Eindruck nahmen die Infofahrt-Teilnehmer auch mit nach Hause, denn die Begeisterung des Betriebsleiterehepaar für die verschiedenen Projekte konnte man bei deren Ausführungen regelrecht spüren.