Mit Abstand, Masken und einem Hygiene-Konzept veranstaltete die Bürgeraktion Müll und Umwelt e.V. am 29. September 2020 im großen Saal der Disharmonie ihre diesjährige Jahreshauptversammlung. Im ersten Teil des Abends ging erster Vorsitzender Prof. Dr. Peter Möhringer auf die Hauptthemen und Veranstaltungen der letzten Monate ein. Trotz der Corona-Einschränkungen seit März gab es laut Möhringer mehrere Gründe aktiv zu bleiben, um auf umweltpolitische Fehlentscheidungen aus Sicht des Vereins aufmerksam zu machen. So rief zum Beispiel die Bürgerinitiative Bergrheinfeld am 24. Mai zu einer Kundgebung gegen das Planungssicherstellungsgesetz auf. Das Gesetz besagt, dass es zunächst bis März 2021 und dann optional evtl. verlängert bis 2025 keine Öffentlichkeitsbeteiligung wie bisher bei Erörterungsterminen gibt. Das Gesetz hat wesentliche Auswirkungen auf das Verfahren SuedLink aber auch auf viele zukünftige andere Projekte im Umweltrecht. Die Bürgeraktion ist deshalb der Meinung, dass mit diesem Gesetz die Rechte der Bürger eingeschränkt werden, weshalb sich der Verein dem Protest anschloss. Eine weitere Protest-Demo unterstützte die Bürgeraktion im Juli, als das Schweinfurter Aktionsbündnis gegen Atomkraft (SWAB) aufrief, um gegen die Deponierung von freigemessenem Müll aus dem AKW Grafenrheinfeld auf der Deponie Rothmühle zu demonstrieren. Eine Forderung hierzu der Bürgeraktion: Lernen von anderen Standorten. Aufgrund des Wiederstandes bei Deponiestandorten in Schleswig-Holstein hat das schleswig-holsteinische Umweltministerium dort den TÜV Nord beauftragt, die Gegebenheiten bei den Hausmülldeponien auf Eignung zu prüfen. Dazu gab es Ergebnisse, aus denen auch Rückschlüsse für die Deponie Rothmühle gezogen werden sollten.
Biomüll zu Schade zum Verbrennen
Mit Blick auf die kommenden Monate und nächsten Jahre gibt es noch ein Schwerpunkt-Thema, das dem Umweltverein auf dem Herzen liegt. Wie können der Biomüll-Kompost und die Verwertung der Stadt und des Landkreises Schweinfurt weiter verbessert werden und welche Konzepte von anderen Kommunen könnten hier Ansätze liefern? In der Stadt Schweinfurt sieht die Bürgeraktion noch Handlungsbedarf, da die Verbrennung eines Großteils wegen fehlender Biomülltonne die schlechteste Variante darstelle.
Peter Möhringer erläuterte, dass aus einem Sammel-LKW mit 14 Tonnen Biomüll, Kompost als Dünger für die jährliche Lebensmittelproduktion von acht Personen erzeugt oder 3000 Liter Heizöl eingespart werden könnten.
Anders als bei der Verbrennung, wie momentan im GKS Schweinfurt, könne man mit anderen Verfahren mehr Energieausbeute und zusätzlichen Kompost erzeugen.
Passend zu dem Thema referierte im zweiten Teil des Abends Gunter Häckner mit seinem Vortrag „Möglichkeiten der Biomasseverwertung in Schweinfurt“. In der anschließenden Diskussion ergänzte Udo Rumpel, Biobauer und selbst Betreiber eines Kompostplatzes, seine Erkenntnisse aus der Praxis.
Ganz wichtig, so Rumpel, sei bereits bei der Anlieferung und Entgegennahme, also vor der Kompostierung, die Fremdstoffe herauszubekommen.
Hier gibt es laut ihm sowohl in der Stadt als auch im Landkreis, noch viel Potential dies zu verbessern. Peter Möhringer ergänzte hierzu: „Es gibt Städte in Bayern, die nehmen Wohnblöcke mit schlechter Sortierqualität aus der Biotonnen-Sammlung heraus“. So ein hybrider Ansatz könne laut Möhringer auch in Schweinfurt bei der Prüfung zur Einführung der Biotonne gewählt werden, um die Problematik Störstoffe im häuslichen Biomüll in den Griff zu bekommen.