Die Bürgeraktion Müll und Umwelt e.V. besucht jedes Jahr interessante umweltpolitische Projekte und Menschen in der Region, um Denkanstöße und Motivation für andere Bürger zu geben. Die diesjährige Info-Tour führte im September nach Binsfeld und anschließend zum Biohof der Familie Römert in Egenhausen.
Modernes Dorfleben: Nachhaltigkeit und Erneuerbare Energien
„Wir sind mit der Frage gestartet, wie können wir unser Dorf für die Zukunft aufstellen?“, erläuterte der zweite Bürgermeister von Arnstein, Franz-Josef Sauer. „Wichtig war uns dabei in Binsfeld der Dreiklang aus Ökologie, Ökonomie und Soziales“.
Projekt mit Erneuerbaren Energien: Zentrale Biomasse-Heizung für Holzhackschnitzel in Kombination mit Solarthermie eingebettet im Feuerwehrhaus. Das Besondere daran ist die Gesamtkonzeption mit einem selbst installierten Nahwärmenetz im alten Dorfkern. Daran angebunden sind sowohl Kirche, Mehrgenerationenhaus und Gasthaus sowie über 35 Häuser. Das Holz wächst in der Umgebung und beim Verbrennen wird nur so viel CO2 freigesetzt, wie beim Wachsen der Bäume aus der Luft gebunden wird.
Alle angebundenen Einrichtungen benötigen keine aufwändigen Technikräume mehr, sondern beherbergen nur noch kompakte Übergabestationen, wie zum Beispiel in der Kirche. Dort ist die gesamte Heiztechnik in einem kleinen Schrank untergebracht und in Verbindung mit einer Wandheizung spart die Kirchengemeinde auch noch jede Menge an Energie.
Auf dem Foto zu sehen sind die verlegten Rohre des Nahwärmenetzes.
Franz-Josef Sauer hat zusammen mit seinen vielen Mitstreitern noch viel mehr Aspekte in den letzten Jahrzehnten entdeckt: „Die größte Energiequelle sind wir Menschen selbst mit unserer Kreativität und Schaffenskraft“, zeigt er sich überzeugt. Um Erfolg zu haben muss man Strukturen aufbauen und Menschen mit positiver Energie zusammenbringen, verdeutlicht er das Erfolgsmodell von Binsfeld.
Diese Plakat hängt im Mehrgenerationenhaus von Binsfeld.
Demographischer Wandel als Chance: Ein Dorf als Großfamilie
Davon überzeugen konnten sich die Interessierten auch bei der nächsten Station des Rundganges im Mehrgenerationenhaus. Hier sahen sie die soziale Komponente der Dorfentwicklung von Binsfeld. Nach dem Motto „starke Leistung für jedes Alter“ sind in dem dort energetisch sanierten Gebäude nicht nur eine Kindertagestätte mit bis zu 65 Kindern untergebracht, sondern auch eine Küche mit Mittagessen-Angebot für Kinder und Senioren.
Die vielfältigen Räumlichkeiten geben aber auch den Rahmen für Veranstaltungen oder regelmäßige Treffen für Jugendliche, Familien sowie Senioren und insgesamt arbeiten mittlerweile bis zu 18 Personen in Teil- oder Vollzeit in der Einrichtung.
Der Garten im hinteren Bereich sowie ein darin integriertes selbstgebautes Backhaus tragen zusätzlich zu einer ganzheitlichen und naturnahen Erziehung bei.
Abschließender Vortrag im Sportheim.
„Unser Ziel ist es das Dorf als Großfamilie und als Schule des Lebens stets weiterzuentwickeln“, so Sauer. Passend dazu wird schon an den nächsten Projekten gearbeitet, dazu gehört die Umwidmung des Sportheims in ein Zentrum für Sport, Kultur und Begegnung und Überlegungen zur Mobilität über ein Elektro-Auto sowie Car-Sharing.
Information und Brotzeit auf einem Biohof zum Abschluss
Im zweiten Teil der Infofahrt ging es danach zum Flachshof nach Egenhausen. Dort stellte die Familie Römert ihren Bio-Demeterhof vor. „Wir waren davon überzeugt, dass man gute Erträge und vor allem Qualität auch ohne Chemie erzeugen kann und haben deshalb vor vielen Jahren unseren konventionell wirtschaftenden Betrieb umgestellt“, so Römert.
Die Umfunktionierung des Stalles durch Freilauf und vergrößerte Bewegungsflächen bieten den Tieren andere Bedingungen als in herkömmlichen Ställen. Auf den Äckern achtet die Familie Römert auf eine vielfältig wechselnde Fruchtfolge, die den Boden schonend lockert und zugleich düngt und somit ein naturnahes Wirtschaften ermöglicht.
In Kisten lagert der Biohof temperiert seine Kartoffel-Ernte.
Wie unterschiedlich die verschiedenen Kartoffeln des Biohofes schmecken, konnten die Teilnehmer der Infofahrt bei der anschließenden Brotzeit selbst testen und bewerten. Gut gestärkt konnten die Teilnehmer so ihre Heimfahrt mit vielen positiven Beispielen und Informationen angehen.