Die negativen Folgen unserer Konsumgesellschaft: Die Deponie Rothmühle und die Autobahn A 71 prägen mittlerweile die Flur zwischen Geldersheim und Bergrheinfeld – im Hintergrund der Riedhof und Schnackenwerth. Vor 30 Jahren sah der Betrachter dort noch ein naturnahes Werntal mit landwirtschaftlichen Flächen. Die Bürgeraktion Müll und Umwelt e.V. trifft sich jährlich auf dem Gelände mit der Leitung der Abfallwirtschaft des Landkreises Schweinfurt, um sich auszutauschen und Planungen kritisch zu hinterfragen, so auch dieses Jahr Ende Februar 2018.
Auf dem Foto von links nach rechts: Thomas Fackelmann (Leiter Abfallwirtschaft), Dr. Peter Möhringer (Vorstand der Bürgeraktion), Ulrich Werner (Bürgermeister von Bergrheinfeld), Heiko Glöckler (Leiter der Deponie), Stephan Orzol (stellv. Leiter der Deponie), Thomas Geissler (Vorstandsmitglied Bürgeraktion).
Viele Konzepte und Maßnahmen des Landkreises sieht der Umweltverein positiv, dazu gehört das Gebührensystem inkl. Verwiegung des Mülls und vor allem die getrennte Erfassung von Bio- und Restmüll mit anschließender Vergärung des Biomülls zur Strom- und Kompost-Gewinnung.
Hochwertiger Kompost als Ergebnis der Biomüll-Verarbeitung auf der Deponie Rothmühle.
Neben den positiven Konzepten und Maßnahmen gab es aber auch wieder kritische Punkte, die der Vorstand der Bürgeraktion bei der Begehung der Deponie ansprach und im Nachgang in einer Vorstandssitzung bewertete.
Im Vordergrund ist das GKS-Müll-Zwischenlager zu sehen. Dort wird Müll, der aktuell aus Kapazitätsgründen nicht verbrannt werden kann, für eine definierte Dauer gepuffert. Vor allem beim Ab- und Aufladen entstehen Geruchprobleme in den angrenzenden Siedlungsgebieten. Trotz der inzwischen durchgeführten Verbesserungen durch die Verantwortlichen im GKS und Landratsamt stellt sich hier laut Bürgeraktion generell die Frage, ob nicht komplett auf dieses Zwischenlager verzichtet werden kann und warum dies ausgerechnet auf einer Hügeldeponie sein muss, wo durch Wind-Angriffsflächen der Gestank in die Umgebung gelangt. Kritisch wird der Verein in den nächsten Monaten verfolgen, ob das Zwischenlager wieder anwächst oder sich weiter reduziert. Anstehende Revisionsarbeiten und längerer Ausfall einer Ofenlinie in der MVA-Würzburg lassen ein erneutes Anschwellen der Lagermenge befürchten.
Kritisch hinterfragt die Bürgeraktion Müll und Umwelt auch, warum die Deponiefläche in Richtung Autobahn und Riedhof erneut durch Erwerb von Ackerflächen für die Ablagerung von Bauschutt vergrößert werden muss. Schließlich gibt es noch genug Flächen im hinteren Bereich der Deponie. Wir halten eine weitere Vergrößerung der Deponiefläche durch Zukauf an den Randbereichen für nicht notwendig, zumal dadurch wieder gut nutzbare Ackerflächen verloren gehen.
Deponievögel sammeln sich auf der Kuppe der Vergärungsanlage.
Leider werfen einige Bürger auch noch Plastikmüll in den Biomüll. Dieser wird dann über verschiedene mechanische Verfahren herausgefiltert.
Ein weiterer Diskussionspunkt war das Thema AKW-Rückbau und was dies für die Abfallwirtschaft im Landkreis Schweinfurt bedeuten wird. Die Lagerung von Bauschutt oder sonstigem freigemessenem Material aus dem AKW‐Abriss auf der Deponie Rothmühle lehnt die Bürgeraktion ab, da ansonsten der Landkreis sein Füllvermögen für ein einziges Großprojekt zu sehr aufbrauchen würde. Zudem fordern wir, dass alle Materialien aus dem Rückbau (auch die freigemessenen) in einem Altlastenkataster bilanziert und registriert werden müssen, um eine spätere Nachvollziehbarkeit der Verbringung ermöglichen zu können.
Austausch an der Wetterstation auf dem Deponiekörper.
Der Rundgang und Informationsaustausch dauerte über zwei Stunden.
Wünschenswert und geplant ist laut Bürgeraktion auch ein ähnlicher Dialog mit den Verantwortlichen der Stadt Schweinfurt, denn hier sieht der Umweltverein noch viel Optimierungspotential in der städtischen Abfallwirtschaft, die vom Landkreis getrennt betrieben wird.