Samstag, 22. November 2014
Offener Brief der Bürgeraktion Müll und Umwelt zur geplanten Stromtrasse „Suedlink“ durch den Landkreis Schweinfurt.
An
Die Bundestagsabgeordneten aus Unterfranken
Die Landtagsabgeordneten aus Unterfranken
Die Bayerische Staatsministerin für Wirtschaft, Medien, Energie und Technologie Ilse Aigner
Offener Brief zur geplanten Stromtrasse Suedlink durch den Landkreis Schweinfurt
Sehr geehrte Damen und Herren,
seit fast 30 Jahren setzt sich unser Verein lokal und regional für den Umwelt- und Naturschutz ein. Ein wichtiges Anliegen ist uns die Energiewende mit dem Ziel der Abschaltung aller Atomkraftwerke und dem Ausbau der Erneuerbaren Energien.
Unsere Mitglieder aus dem Landkreis Schweinfurt sind besorgt wegen der Pläne und Diskussionen zur Stromtrasse Suedlink. Bei den weiteren Planungen und Entscheidungen bitten wir Sie die nachfolgenden Aspekte zu berücksichtigen und einfließen zu lassen.
Forcieren Sie bitte die Energiewende und tun Sie alles erdenklich mögliche, um alle Atomkraftwerke umgehend vom Netz zu nehmen. Die Abschaltung des AKW Grafenrheinfeld ist für uns in Unterfranken ein großer und wichtiger Meilenstein, aber unser Ziel ist die sofortige Stilllegung aller Atomkraftwerke.
Den Aus- bzw. Neubau von Stromtrassen für die Energiewende lehnen wir nicht grundsätzlich ab. Aber das jetzige Konzept zur Trasse Suedlink ist für uns nicht nachvollziehbar, weil einige Kriterien offensichtlich nicht oder nur bedingt betrachtet und berücksichtigt wurden:
1. Mit höchster Priorität müssen zunächst alle Möglichkeiten zur dezentralen, regionalen Energiegewinnung ausgeschöpft werden. Dazu zählen Blockheizkraftwerke, Windenergie, Solarstromgewinnung und Nutzung von nachwachsender Biomasse. Diese Potentiale sind gerade in Bayern bei Weitem noch nicht ausgeschöpft.
2. Die Trasse Suedlink wird offensichtlich auch größere Mengen Strom von Kohlekraftwerken aus dem Norden in den Süden transportieren, während hier gleichzeitig schnell regelbare Gaskraftwerke abgeschaltet bleiben oder werden. Dies ist kein geeigneter Beitrag um den Klimawandel zu stoppen.
3. Die Netzausbaupläne haben nicht ausreichend die langfristigen Ziele und Strategien für eine 90-100 prozentige Versorgung mit erneuerbaren Strom berücksichtigt.
4. In die Netzplanung sind mögliche Stromeinsparungen im größeren Maße in den nächsten 10-20 Jahren unserer Meinung nach nicht ausreichend eingeflossen.
5. Eine Erdverkabelung in stark betroffenen Gebieten, vor allem in der Nähe von Wohngebieten, muss möglich sein.
So lange die oben genannten Punkte bei der Planung von Suedlink keine Berücksichtigung finden, ist die Notwendigkeit der Trasse für uns und für große Teile der Bevölkerung nicht nachvollziehbar.
Es kann nicht sein, dass der Bau mit Erdverkabelung gesetzlich ausgeschlossen ist. Mittlerweile gibt es Techniken und Methoden, die Natur- und landschaftsschonend möglich sind. Auch die Kosten hierfür sind gesamtwirtschaftlich gesehen vertretbar. Als Politiker(in) können Sie sich vehement für eine Änderung dieser unsinnigen gesetzlichen Einschränkung
einsetzen.
Für den Landkreis Schweinfurt sind darüber hinaus auch neue Varianten von Tennet veröffentlicht worden, die bei einigen Gemeinden das erträgliche Maß der Belastung für die Bevölkerung und die Landwirte überschreiten. Besonders betroffen von den Varianten wären die Ortschaften Geldersheim und Bergrheinfeld, die bereits durch das AKW mit Atommüll-Zwischenlager, den Autobahnbau A 70, A 71 sowie Kreismülldeponie und Umspannwerk in den letzten Jahrzehnten stark an Lebensqualität verloren haben. Eine Planung darf nicht nach dem Prinzip erfolgen, wo bereits viel ist, kann noch mehr dazu.
Wir sind sicher, dass Sie unsere Anliegen ernst nehmen und bitten Sie, diese in die zukünftige Diskussion und Bewertung mit einfließen zu lassen.
Vielen Dank.
Mit naturverbundenen Grüßen
Prof. Dr. Peter Möhringer, Johannes Neupärtl, Udo Albrecht, Georg Rüttiger, Thomas Geißler
Die Vorstandschaft der Bürgeraktion Müll und Umwelt e.V. Schweinfurt
Download: Offener Brief Südlink PDF