Was schon war

Lob für optimierte Biomüll-Verarbeitung – Forderung nach mehr Augenmaß bei Deponieflächen-Nutzung

Austausch der Bürgeraktion „Müll und Umwelt e.V.“ mit der Abfallwirtschaft des Landkreises Schweinfurt

Beim jährlichen Austausch-Gespräch zwischen dem Vorstand der Bürgeraktion „Müll und Umwelt e.V.“ mit der Deponie- und Abfallwirtschaftsleitung des Landkreises Schweinfurt gab es Lob von der Bürgeraktion für die neue Biomüll-Verarbeitung auf der Deponie Rothmühle, aber auch die Forderung nach mehr Augenmaß bei zukünftigen Zweckvereinbarungen des Landkreises mit anderen Kommunen zur Deponieflächennutzung.

Bei der Besichtigung der neuen Biomüll-Erfassungs- und Sortierhalle von links nach rechts: Heiko Glöckler (Leiter der Deponie Rothmühle), Johannes Neupärtl (Stellv. Vorsitzender der Bürgeraktion Müll und Umwelt), Thomas Geißler (Vorstandsmitglied Bürgeraktion), Ulrich Werner (Bürgermeister Gemeinde Bergrheinfeld), Thomas Fackelmann (Leiter der Abfallwirtschaft Landkreis Schweinfurt), sowie Georg Rüttiger (Vorstandsmitglied Bürgeraktion).

Ende Januar 2024 traf sich der Vorstand der Bürgeraktion „Müll und Umwelt e.V.“ zum jährlichen Austausch-Gespräch mit der Deponie- und Abfallwirtschaftsleitung des Landkreises Schweinfurt. Bei einem Rundgang über die Deponie Rothmühle konnte der Vorstand der Bürgeraktion unter anderem auch die neue Halle für die Anlieferung und Sortierung des Biomülls besichtigen. Der Umweltverein begrüßt diese neue Anlage ausdrücklich, da sie die Geruchsbelästigung für die angrenzenden Anwohner reduzieren soll und auch die Qualität des Komposts nach der Vergärung durch die verschiedenen Sortierprozesse in der Anlage stark verbessern wird.

Rechts zu sehen, die neue Anlieferungs- und Sortierhalle für Biomüll.
In der Halle werden Fremdstoffe im Biomüll über verschiedene Transportbänder und Stationen aussortiert.

Zu viel Fremdmüll auf der Deponie

Beim Deponierundgang auf die Anhöhe des Geländes wurde ersichtlich, dass die momentane Fläche bereits sehr stark an ihre Grenzen stößt, weshalb bereits seit längerer Zeit die Planung für die Erweiterung der Deponie läuft.

Die Bürgeraktion weist erneut darauf hin, dass es ihrer Meinung nach in der Vergangenheit zu lange, zu viele Zweckvereinbarungen des Landkreises Schweinfurt mit anderen Kommunen gab, wodurch unter anderem der zusätzliche Fremdmüll das Deponievolumen stärker hat anwachsen lassen, als es für den Landkreis notwendig gewesen wäre.

„Hätte man sich auf den Landkreis und die Stadt Schweinfurt sowie nur auf einige angrenzende Landkreise reduziert, so müsste die erneute Erweiterung der Deponie nicht schon jetzt erfolgen, sondern wäre einige Jahre später erst notwendig gewesen“, so die Meinung der Bürgeraktion. „Eine kommunale Zusammenarbeit im vernünftigen Rahmen mit angrenzenden Kommunen ist vertretbar, aber Verträge mit zu vielen und zu weit weg befindlichen Landkreisen oder Städten ist nicht zielführend“, ergänzt die Bürgeraktion.

Blick von der Anhöhe der Deponie auf den neuen Planungsabschnitt Richtung Bergl, von links nach rechts: Thomas Geißler und Georg Rüttiger (Vorstand Bürgeraktion), Heiko Glöckler (Leiter der Deponie Rothmühle) sowie Ulrich Werner (Bürgermeister der Gemeinde Bergrheinfeld).
Restmüll-Zwischenlager vom GKS auf der Deponie. Der rechnerische Lagerbestand war Ende 2023 ca. 2.000 Tonnen.

Erfreulich ist die Tatsache, dass das geforderte Geruchsgutachten der Bürgeraktion im Rahmen des Erörterungstermins zur Erweiterung der Deponie nun beim Ortstermin vorlag. Thomas Fackelmann, Leiter der Abfallwirtschaft des Landkreises, erläuterte das Ergebnis im Detail und laut ihm wird ersichtlich, dass durch die erweiterte Deponie keine negativen Veränderungen hinsichtlich Staub- oder Geruchsbildung zu erwarten sind.

Allerdings hätte die Bürgeraktion erwartet, dass das Gutachten nicht erst auf Aufforderung erfolgt, sondern bereits zu Beginn der Planungen durch das Landratsamt selbst angestoßen wird.

Blick auf die neuen GKS-Zwischenlager-Silos, die kurz vor der Fertigstellung sind. Sie befinden sich auf der Deponie im hinteren Bereich Richtung Bergl.

Geringe Restmüllmenge des Landkreises Schweinfurt im bayernweiten Vergleich

Erfreulich ist auch die geringe Restmüllmenge des Landkreises Schweinfurt im bayernweiten Vergleich. Laut Herrn Fackelmann gibt es dafür mehrere Gründe. Zum einen die Verwiegung des Restmülls, wodurch die Bürger motiviert werden, besser zu sortieren und Müll zu vermeiden. Des Weiteren die Biomülltonne, womit organische Abfälle getrennt erfasst und in den Kreislauf zurückgeführt werden können. Und sicherlich tragen auch die Wertstoffhöfe des Landkreises dazu bei, dass Bürger gezielt Stoffe sortenrein sammeln und dort abgeben, wodurch sie wieder in Recycling-Kreisläufe zurückgeführt werden können. Dass der Landkreis drei weitere Wertstoffhöfe in den nächsten Jahren plant und eröffnen möchte, findet die Bürgeraktion sehr positiv, denn sie sind auch wieder ein Baustein dafür, die Restmüllmengen weiter zu reduzieren und wichtige Wertstoffe zu erfassen, anstatt über die Restmülltonne zu verbrennen.

Müllvermeidung und dezentrale Energiewende als Schwerpunkt

Jahreshauptversammlung der Bürgeraktion Müll und Umwelt e.V.

„Der Einsatz für die Müllvermeidung und eine verbesserte Kreislaufwirtschaft ist und bleibt ein großes Ziel unseres Umweltvereins“, so Dr. Peter Möhringer, 1. Vorsitzender der Bürgeraktion „Müll und Umwelt e.V.“ bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit ist der Einsatz für die dezentrale Energiewende mit Erneuerbaren Energien vor Ort und vor allem mit Wertschöpfung in der Region, so Möhringer.

Als Gastvortrag bei der Jahreshauptversammlung der „Bürgeraktion Müll und Umwelt e.V.“ stellte sich der Unverpackt-Laden „Weltkind“ aus Werneck vor. Von links nach rechts: Werner Kömm und Beate Rumpel (Weltkind), Dr. Peter Möhringer, Thomas Geißler, Georg Rüttiger und Johannes Neupärtl (Vorstand „Müll und Umwelt“ auf dem Foto fehlt Kassier Walter Rachle).

Ein Thema beim Rückblick war auch die Biomüll-Erfassung in der Stadt Schweinfurt. Durch den Anstoß und Einsatz der Agenda 2030 ist es endlich gelungen das Thema Biotonne in der Stadt gemeinsam anzugehen. Beim „Biomüll-Dialog“ am 2. März in der Rathausdiele wurde das Thema mit Vertretern aus dem Stadtrat diskutiert. Als Ergebnis wird nun ein Versuch im Jahr 2024 in zwei Bereichen der Stadt in Form eines verbesserten Bringsystems durchgeführt.
Zu den angenehmen Ereignissen in diesem Jahr zählte wieder der Aktionstag „Tag der tollen Tonne“ der Stadt Gerolzhofen am 15.Mai, der unter dem Motto stand „vermeiden, verwerten, nachhaltig leben“. Mit einem Ratespiel und Bastelangebot konnten Informationen zur Müllproblematik und -vermeidung weitergegeben werden.
Beim Erörterungstermin zur geplanten Erweiterung der Deponie Rothmühle im Juni trug der Verein seine Einwendungen vor. Es blieben ungeklärte Fragen beim Geruchsgutachten und beim Gewässerschutz. Ein Kritikpunkt dabei war auch die Nutzung der Deponie durch ortsfremde Städte und Landkreise.
Ein Thema, das die Bürgeraktion ebenso beschäftigt sind die atomaren Zwischenlager für radioaktiven Müll am Atomkraftwerk Grafenrheinfeld. Dass jetzt auch noch Fremdmüll aus Würgassen dort gelagert wird, lehnt der Verein ab.
Passend zum Thema Müllvermeidung hatte die Bürgeraktion den Unverpackt-Laden „Weltkind“ aus Werneck zur Versammlung eingeladen. Beate Rumpel und Werner Kömm berichteten über die Idee und das Konzept. Man habe sich bewusst für eine Genossenschaft entschieden. Die Mitglieder sind Eigentümer sowie Kunden und arbeiten zudem oft ehrenamtlich mit. Die Ziele sind vielfältig und neben dem Vermeiden von Verpackungsmüll auch den Konsum nachhaltig hergestellter Produkte zu fördern. Dabei liegt den Gründern auch die Stärkung der regionalen Bio-Höfe am Herzen. Das Angebot deckt Lebensmittel aus der Region sowie umweltfreundliche Kosmetik-, Wasch-, und Reinigungsmittel ab. Ein Secondhand-Laden und Bistro ergänzen das Angebot.

Viele Impulse für kommunales Klimamanagement – Bürgerbeteiligung als Erfolgsfaktor

Info-Tour der Bürgeraktion „Müll und Umwelt e.V. Schweinfurt“
Großes Interesse fand die Informations-Tour der Bürgeraktion „Müll und Umwelt e.V. Schweinfurt“ im September 2023 zum Klimamanager Stefan Richter nach Münnerstadt. Er nahm vor Ort bei einem Rundgang durch die Altstadt die über 40 interessierten Teilnehmer mit auf eine Reise über die gesellschaftlichen Möglichkeiten im Klimamanagement. Sein Credo: ökologisch, ökonomisch und sozial muss man die Projekte in einer Kommune angehen. Es gehe nicht darum, die Leute zu missionieren, sondern vielmehr darum, die Bevölkerung mitzunehmen und einzubinden. Für ihn stand am Anfang die Frage, was hat der Ort für eine Geschichte und für ein Potenzial, und was können wir als Kommune daraus machen? Bei einem Rundgang durch die Altstadt zeigte der Klimamanager, was bereits angestoßen oder schon umgesetzt wurde und was zukünftig noch geplant ist.

Die erste Informationsstation war der Treffpunkt M17 am Marktplatz, ein gemeinsamer Bürgerraum, den verschiedenste Vereine und Initiativen bereits heute intensiv nutzen. Zur Verfügung gestellt von der Stadt mit Moderationstechnik und einer Küche sowie Infrastruktur für Veranstaltungen. Neuestes Projekt darin ist ein Repair Café, welches durch ehrenamtliche Bürgerinnen und Bürger mehrmals jährlich durchgeführt wird. „Bei den ersten Veranstaltungen wurden wir bereits überrannt, so groß war der Andrang“, berichtete Oliver Zimmer, ein Mitorganisator des Cafés. „Unsere Aufgabe dabei war es auch die notwendige Infrastruktur zu schaffen, wie zum Beispiel der Kauf von Werkzeugen für das Reparieren“, so Richter.

Klimaschutz fängt in der Innenstadt an
Dass Klimaschutz oft auch mit kleinen Projekten startet, verdeutlichte Richter an einem Staudenbeet, das er zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern vor der Stadtpfarrkirche plante und umsetzte.

Zum Klimaschutz in einer Kommune gehören für ihn auch die nachhaltige Wiederbelebung der Innenstädte mit möglichst wenig Verssiegelung und Ressourcenverbrauch, indem bereits vorhandene Flächen oder Gebäude genutzt werden. Als Beispiel hierfür erläuterte er vor einer ehemaligen Gärtnerei das dort in Planung befindliche Projekt „Treibhaus“, wo auf dem alten leerstehenden Gelände eine moderne Wohnbebauung in Nähe der Ortsmitte entstehen soll. Auch hier ist für ihn die Bürgerbeteiligung der Schlüssel zum Erfolg. Mehr als 150 Menschen hatten sich an der Bürger-Werkstatt beteiligt. „Was die Arbeitskreise dabei erstellt haben, ist die Basis für die Machbarkeitsstudie des gerade stattfindenden Städtebaulichen Wettbewerbs geworden“, so Richter. „Dank unserer konsequenten Bürgerbeteiligung sowie eines nachhaltigen und ganzheitlichen Ansatzes wurden wir als einziger Vertreter aus Unterfranken zur Modellkommune im LANDSTADT BAYERN Projekt des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr ernannt.“, so Richter.

Ein zweites Beispiel für die Innenentwicklung steht kurz vor der Eröffnung. Um die Nahversorgung in der Innenstadt zu verbessern, entsteht dort gerade ein Mini-Supermarkt nach dem Konzept „Tante Enso“. Bei dieser Genossenschaftsform wird ein Lebensmittelladen erst dann gestartet, wenn sich mindestens 300 Gesellschafter aus der Bürgerschaft beteiligen. Diese Hürde wurde in Münnerstadt genommen – mit über 450 GenossInnen am Ende der sechswöchigen Zeichnungsfrist. Das Lebensmittelgeschäft ist an der Logistik eines Großkonzerns angebunden und wird kombiniert mit Angeboten von Lebensmitteln aus der Region.


100 Prozent Vollversorgung durch Erneuerbare Energie
„Als Kommune streben wir eine Vollversorgung der Stadt durch 100% erneuerbare Energien an. Das Ziel dabei ist es, möglichst viel in bürgerschaftlicher Hand und kommunaler Verantwortung zu belassen“, so Stefan Richter. In der Vergangenheit sei oft der Fehler gemacht worden, dass nur „über“ den ländlichen Raum, aber nicht „mit“ den Menschen und Kommunen im ländlichen Raum gesprochen wurde. Dies wird sich in den nächsten Jahren massiv ändern, denn der ländliche Raum wird benötigt, um die Städte mit Energie zu versorgen, zeigt sich Richter überzeugt. Und hier müsse es das Ziel sein, möglichst viel Wertschöpfung in der Region zu halten sowie die Belange der dortigen Landwirtschaft und des Landschaftsschutzes zu integrieren. Wie das gehen kann, zeige beispielhaft der Kriterienkatalog für den Ausbau der Freiflächenphotovoltaik der Stadt Münnerstadt. Darin sind Leitplanken und Rahmenbedingungen klar festgelegt und vermeiden so weitestgehend den Flächen-Ausverkauf an Großinvestoren außerhalb der Region. In Bezug auf die zukünftige Entwicklung soll es das Ziel sein, den Bürgern eine aktive, finanzielle Beteiligung bei der Errichtung der Anlagen in Münnerstadt zu ermöglichen. Hierfür berichtete Robert Bauer, Vorstand der Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Energiegenossenschaft Münnerstadt, über die Aktivitäten, Erfolge und Pläne der bereits seit 11 Jahren bestehenden hiesigen Energiegenossenschaft. „Bisher konnten die Anlagen über 8 Millionen Kilowattstunden Sonnenstrom erzeugen, dank eines bürgerschaftlichen Investments in Höhe von etwa 5,5 Millionen Euro.“

Einnahmen und Vergünstigungen sollen vor Ort bleiben
Wie der benötigte Strom regional erzeugt werden kann, zeigte im zweiten Teil der Info-Tour Gunter Häckner, Geschäftsführer beim Planungsbüro R3 RegionalEnergie, auf. Er informierte über den interkommunalen Bürgerwindpark Bildhäuser Forst. Östlich von Münnerstadt soll dabei in den nächsten Jahren unter der Beteiligung von sechs Kommunen und zwei Landkreisen sowie Bad Neustadt einer der leistungsstärksten Windparks Bayerns mit bis zu 15 Windanlagen und 100 Megawatt Nennleistung entstehen. Auch hier ist das Ziel, dass möglichst 100% der Wertschöpfung aus Stromerzeugung, Verteilung und Vermarktung in der Region bleiben. Dazu gehöre auch, dass möglichst viel Strom vor Ort den Bürgern und der Industrie und Gewerbe kostengünstig angeboten wird, ermöglicht durch Stromabnahmeverträge mit den ortsansässigen Stadt- oder Regionalwerken. Ebenso sollen die Flächen über Poolingverfahren und unter Einbezug möglichst vieler kommunaler Flurstücke erfolgen, so dass Pachteinnahmen, Gewerbesteuer und Rendite bei den Gemeinden in der Region bleiben. Bei den Bürgerversammlungen sei wenig Skepsis zu hören gewesen, was auch daran liege, dass die örtlichen Einnahmemöglichkeiten erkannt werden, so wie alles dafür getan werde, um nachteilige Auswirkungen wie zum Beispiel Schattenwurf oder blinkende Lichter komplett zu vermeiden. Und das Szenario geht auch noch weit über den Windpark hinaus. Zu einer klimaneutralen Region gehören laut Gunter Häckner auch die dazu benötigten regionalen Stromnetze sowie Speichermöglichkeiten bei Windflaute. Auch an diesen Konzepten werde bereits heute gearbeitet. So hat das Münnerstädter Planungsbüro R3 kürzlich Siemens den Auftrag für eine Studie erteilt, in der die Machbarkeit für eine großtechnische Wasserstoff-Produktion in der Region geprüft wird. Wasserstoff kann mit Hilfe von überschüssigem Strom erzeugt und gespeichert, um bei Flaute wieder rückverstromt oder in ein vorhandenes Gasnetz eingespeist zu werden. Sogar die überschüssige Abwärme bei der Wasserstoff-Erzeugung könne über Nahwärmenetze zusätzlich genutzt werden.

Austausch über Biomüllverwertung in Bayern und in Schweinfurt

Delegiertenversammlung des bayerischen Dachverbands „Das Bessere Müllkonzept“ in Schweinfurt

Am 8. Juli 2023 fand die Delegiertenversammlung des Dachverbandes „Das Bessere Müllkonzept Bayern e.V. in Schweinfurt statt. Die örtliche Bürgeraktion Müll und Umwelt e.V. hatte nach Unterfranken eingeladen, unter anderem auch, um sich über die lokale Situation bei der Biomüllverwertung im bayernweiten Vergleich auszutauschen.

Die Einführung einer Biotonne kann die Verbrennungsmenge um bis zu 30 Prozent, verringern

In seinem Schwerpunktvortrag „Potenziale der Biomüllvergärung“ erläuterte Josef Metzger aus Augsburg, Vorstandsmitglied beim Dachverband, welch hohes Energie- und Kompostpotential im Biomüll steckt, wenn man diesen zunächst einer Biomüllvergärung zur Gasgewinnung zuführt und das Restmaterial als Kompost nutzt, anstatt über den Restmüll zu verbrennen. Aufgrund der großen Mengen ist für ihn Biomüll der Wertstoff Nummer eins. Anhand vieler bayernweiten Zahlen zeigte er auf, dass die Einführung einer Biotonne die Verbrennungsmenge erheblich, um bis zu 30 Prozent, verringern kann. In einer theoretischen Berechnung und unter der Annahme, dass die Gebietskörperschaften die vom Umweltbundesamt ermittelten realistischen Potenziale nutzen, könnte mit dem Biomüll in Schweinfurt so der Wärmebedarf für etwa 8.000 Personen abgedeckt werden.

Manfred Röder, Sprecher der Arbeitsgruppe „Klimafreundliche Mobilität und Energie“ von der Lokalen Agenda 2030 berichtete anschließend über die lokalen Aktivitäten, um mit der Stadt Schweinfurt einen Versuch zur Biomüll-Erfassung zu starten. Hintergrund: In der Stadt Schweinfurt gibt es bisweilen noch keine Biomüllsammlung über Tonnen, lediglich ein Bringsystem an den Werthöfen, was aber nur sehr wenig von der Bevölkerung genutzt wird. Positiv wurde von den Delegierten gesehen, dass die Stadt Schweinfurt sich mittlerweile bereit erklärt hat einen Versuch im Jahr 2024 zu starten, indem in einigen Stadtteilen eine Erweiterung der Sammelstellen für häusliche Küchenabfälle ortsnah stattfinden soll. „Es ist ein guter Schritt in die richtige Richtung und wir werden die Fortschritte hierzu in Schweinfurt weiterverfolgen“, so Waltraud Galaske, Vorsitzende vom Dachverband „Das Bessere Müllkonzept“ aus Fürth.

Begrüßen den Schritt der Stadt Schweinfurt einen Versuch mit mehr ortsnahen Sammelstellen für häusliche Bioabfälle im Jahr 2024 zu starten. Von links nach rechts: Manfred Röder (Agenda 2030), Dr. Peter Möhringer und Johannes Neupärtl (beide von der Bürgeraktion Müll und Umwelt e.V.) sowie Florian Vogt (Agenda 2030).

Dr. Peter Möhringer, erster Vorsitzender der Bürgeraktion „Müll und Umwelt e.V.“ erläuterte im Anschluss das Konzept des Landkreises Schweinfurt, der anders als die Stadt, bereits flächendeckend über Biomülltonnen das Potential einsammelt und auf der Deponie Rothmühle der Biomüllvergärung mit anschließender Nachkompostierung zuführt. Die bayernweiten Delegierten bewerteten das Konzept des Landkreises Schweinfurt als innovativ und fortschrittlich.

Die drei Vorsitzenden des neu gewählte Vorstands vom Dachverband „Das Bessere Müllkonzept Bayern e.V.“ von links nach rechts: Josef Metzger, Waltraud Galaske und Hannes Hüttinger. Mit auf dem Foto ganz rechts Oswald Schuh, Kassenprüfer.

Kritische Fragen beim Erörterungstermin zur Erweiterung der Deponie Rothmühle

Bürgeraktion Müll und Umwelt e.V. bezieht Stellung zum Planfeststellungsverfahren

Am 15. Juni 2023 lud die Regierung von Unterfranken die Bürgerinnen und Bürger, die Einwendungen zur Erweiterung der Deponie Rothmühle erhoben hatten, zu einem Erörterungstermin in das Landratsamt Schweinfurt ein. Mitglieder der Vorstandschaft der Bürgeraktion Müll und Umwelt e.V. waren als Privat-Einwender vor Ort, trugen ihre Bedenken vor und stellten Fragen zu den Planungen.

Unklarheit zu Auswirkungen auf Geruchssituation durch Erweiterung
Obwohl mehrere Bürgerinnen und Bürger eine Neubewertung der Geruchssituation bei den Einwendungen gefordert hatten, konnte dies beim Erörterungstermin nicht eindeutig geklärt werden, da kein neues Gutachten hierzu vorlag. Dies stößt laut Bürgeraktion deshalb auf Unverständnis, weil durch die Erweiterung eine große Veränderung der Landschaft mit einem wesentlich größeren und breiteren Berg erfolgen wird. Wird es dadurch auch veränderte Luftströme und somit andere Geruchsprobleme geben? Hier forderten die Einwender eine Nachbesserung und Klärung im Rahmen des Verfahrens.

Ursprünglich geplant war eine Kreismülldeponie, wovon jetzt nicht mehr die Rede sein kann.

Nutzung der Deponie durch ortsfremde Städte und Landkreise
In der Vergangenheit wurde Müll aus den Landkreisen Kitzingen, Würzburg, Rhön-Grabfeld und Aschaffenburg, sowie den Städten Schweinfurt, Aschaffenburg und Würzburg angeliefert. Dies ist auch für die Zukunft offensichtlich so geplant und wird vom Betreiber als ortsnahe Zusammenarbeit gesehen. Die Bürgeraktion „Müll und Umwelt“ stellte die Frage, was denn zukünftig noch alles als „ortsnahe“ Nutzung definiert werde, wenn dies jetzt schon bis nach Aschaffenburg reiche. Ursprünglich geplant war eine Kreismülldeponie, wovon jetzt nicht mehr die Rede sein könne. Der Landkreis sollte laut Meinung der Bürgerkation die wertvolle Fläche stattdessen für die eigene Region sichern, zumal es auch Jahre geben kann, bei denen die maximale Anlieferungsmenge durch unerwartete Altlast-Funde drastisch steigen kann.


Deponie-Rothmühle: Blick in Richtung Süden

Fragen zur Sickerwasser-Behandlung
Laut Planungsunterlagen soll das Sickerwasser des Erweiterungsabschnittes getrennt erfasst und als Direkteinleitung in die Wern, oder als Indirekteinleitung zur Kläranlage der Stadt Schweinfurt abgeleitet werden, falls die Werte nicht eingehalten werden. Dazu gibt es ein Sammel- und ein Retentionsbecken. Die Einwender forderten beim Erörterungstermin mehr Klarheit, vor allem welche Auswirkungen ein „Starkregen-Ereignis“ oder Hochwasser auf die Becken haben könnte, damit kein verschmutztes Wasser direkt in die Wern gelangen kann. Verantwortliche vom Wasserwirtschaftsamt und dem Deponiebetreiber erläuterten, dass hier bei den Planungen alle möglichen Ereignisse bedacht und berechnet wurden.

Bodenuntersuchung auf Hohlräume
Da in der Bergrheinfelder Flur Hohlräume im Untergrund, sogenannte Dolinen, schon einige Male eingebrochen sind, wollte die Bürgeraktion wissen, ob dies im neuen Deponiebereich auszuschließen sei. Bei einem unerwarteten Einbruch könnte es ansonsten zur Beschädigung der Deponieabdichtung kommen. Ein Gutachter erläuterte, dass durch Untersuchungen unter anderem mit mehreren Bohrungen und Schürfungen dies auszuschließen sei. Geoelektrische Messungen wurden laut Gutachter nicht eingesetzt, da die Ergebnisse und Untersuchungen ein klares Bild ergeben hätten.

Die Bürgeraktion wird den Planungsprozess und das Ergebnis der Planfeststellung im Sinne der Anlieger weiterverfolgen und beobachten.


Deponie-Rothmühle: Blick in Richtung Osten, im Hintergrund Bergrheinfeld zu erkennen.

Atommüll und kein Ende: Messung von Luftradioaktivität in privater Hand

Die Bürgeraktion Müll und Umwelt e.V. hat ihr Messgerät an der Kläranlage Bergrheinfeld in unmittelbarer Nähe zum Atomkraftwerk Grafenrheinfeld im April 2023 erneuert, um auch weiterhin unabhängig und in privater Hand Messungen zur Überwachung der Luft-Radioaktivität in der Umgebung durchführen zu können. „Aufgrund der weiterhin vorhandenen und über die Jahre weiterwachsenden Risiken durch die Atommüll-Lagerungen auf dem AKW-Gelände Grafenrheinfeld haben wir uns zu diesem umfassenden Update der Geräte entschlossen“, so Dr. Peter Möhringer, Vorsitzender der Bürgeraktion „Müll und Umwelt e.V.“ bei einem Vor-Ort-Termin. Die Gemeinde Bergrheinfeld unterstützt das Vorhaben, indem sie ein Betriebsgebäude an der dortigen Kläranlage weiterhin für die Betreibung des Messgerätes zur Verfügung stellt.

„Wir sind froh, dass es solche unabhängigen Organisationen gibt, die eigene Messungen durchführen und somit einen Schutzindikator mehr bieten, falls es zu erhöhten Werten kommt“, so Ulrich Werner, Bürgermeister von Bergrheinfeld.

„Wir, Bergrheinfeld mit dem Ortsteil Garstadt, sind ganz nah dran und ein Restrisiko bleibt immer bestehen“, ergänzt er seine Aussagen.

Messgerät zur Messung der Luft-Radioaktivität an der Kläranlage Bergrheinfeld in unmittelbarer Nähe zum Atomkraftwerk Grafenrheinfeld.
Oben links im Bild das Geiger-Müller-Zählrohr des Messgerätes. Beim Vor-Ort-Termin von links nach rechts: Ulrich Werner (Bürgermeister von Bergrheinfeld), Johannes Neupärtl (Stellv. Vorsitzender der Bürgeraktion), Dr. Peter Möhringer (Vorstandsvorsitzender der Bürgeraktion) sowie Thomas Geißler (Vorstandsmitglied Bürgeraktion)

Weiterhin Risiko durch Atommüll
Die Messstation an der Kläranlage Bergrheinfeld betreibt die Bürgeraktion „Müll und Umwelt“ schon seit vielen Jahren, ein Update war jetzt aber notwendig, um wieder auf den Stand der Technik zu kommen. Für Dr. Peter Möhringer ist zwar durch die Abschaltung des Atomkraftwerks 2015 die Gefahr eines GAU´s gebannt, aber es bleibt das Zwischenlager für hochradioaktive Brennelemente (BELLA) mit momentan 54 belegten von 88 Castor-Stellplätzen. Leider bestehe hier weiterhin eine Gefahr durch Attentate und schwere Unfälle wie zum Beispiel Flugzeugabsturz. Hinzu kommt für ihn auch die Unsicherheit wegen hoher Belastung der Hüllrohre durch Strahlung, Hitze und Druck. „Es gibt keine Erfahrung mit langer Lagerung in diesen Castor-Behältern und bereits ein Castor kann etwa die Menge strahlendes Material wie beim Tschernobyl-GAU enthalten“, so Dr. Peter Möhringer. Hinzu kommt laut Bürgeraktion auch noch ergänzend seit 2021 das Risiko durch eine Bereitstellungshalle (BeHa) für die Lagerung von schwach- und mittelstark strahlenden Materialien. Diese kommen aus dem AKW-Abbau Grafenrheinfeld und seit ein paar Wochen auch aus Atommüll-Transporten aus Würgassen. Hinsichtlich dieser Atommüll-Transporte wünscht sich der Umweltverein auch noch mehr Parteien übergreifenden Widerstand durch die Lokalpolitik, auch wenn die Entscheidungen maßgeblich in Berlin getroffen werden. „Als Anlieger-Gemeinde lehnen wir dieses zusätzliche Risiko und die damit einhergehenden unnötigen Transporte ebenso entschieden ab“, ergänzt Bürgermeister Ulrich Werner.

Vielseitige Messnetze weltweit notwendig
Belastend sieht Peter Möhringer auch die allgemeine Situation in ganz Europa. Viele alte Anlagen in Frankreich, Belgien, Tschechien, Ungarn der Slowakei sowie in Bulgarien. Auch die Frage was passiert in Saporischschja in der Ukraine, mit 5,7 GW das größte AKW in Europa treibt ihn um. Für ihn sind wegen dieser Gefahren Messnetze weiterhin nötig, schließlich hat der Mensch keinen Sensor für Radioaktivität. Auch wenn es die zuverlässige Kernkraftfernüberwachung KfÜ des Landesamts für Umweltschutz in Bayern gibt, so sind private Anlagen zur Kontrolle für ihn zusätzlich sinnvoll und relevant. Ein Beispiel kennt Peter Möhringer persönlich durch seine Verbindungen nach Ungarn. Ein dortiger Unfall in der Stadt Paks wäre nicht ohne private Messungen aufgedeckt worden, berichtet er.

Was misst die Bürgeraktion mit welchen Geräten?
„Mit dem Messgerät an der Kläranlage Bergrheinfeld messen wir Gamma-Strahlung. Die Anlage mit integriertem Mikroprozessor misst die Orts-Dosis-Leistung in Nano Gray pro Stunde (nGy/h)“, erläutert Peter Möhringer. Eine starke Erhöhung der Messwerte würde daraufhin deuten, dass irgendwo etwas passiert ist. „Für detaillierte Auswertungen gibt es dann andere Geräte mit mehr Möglichkeiten und Institute, das ist nicht mehr unser Part“, so der Vereinsvorsitzende. Momentan betreibt der Verein vier Stationen in unterschiedlichen Entfernungen und Himmelsrichtungen zum AKW Grafenrheinfeld im Landkreis Schweinfurt. An ein Messereignis erinnert sich Peter Möhringer noch ganz genau, als die Bürgeraktion 1996 bei der damaligen Atommüll-Verladung in Gochsheim mit den eigenen Geräten einen Spitzenwert von 1260 nGy/h gemessen hatte wobei das Monatsmittel damals im Schnitt bei 150 nGy/h lag. „Damit konnten wir beweisen, dass die Verladungen des Atommülls in Gochsheim sehr wohl eine stark erhöhte Belastung darstellten.“, so Möhringer abschließend.

Das Messgerät im Inneren des Gebäudes an der Kläranlage Bergrheinfeld.

Die Bürgeraktion „Müll und Umwelt“ wiederholt, auch angesichts des jetzigen Würgassen-Themas und den wieder aufkeimenden Diskussionen zur Nutzung der Atomkraft, die Forderung zum konsequenten sofortigen Ausstieg aus der Kernkraft weltweit. Denn zusätzlich zum Risiko eines Super-Gaus bei noch laufenden Anlagen, bleibe die Atommüll-Lagerung für unsere und die nächsten Generationen eine riesige Belastung. Die Alternativen sind vorhanden und entwickelten sich rasch weiter, eine dezentrale Energiewende mit Erneuerbaren Energien und neuer Speichertechnik ist die Zukunft, zeigt sich der Umweltverein überzeugt.

Austausch der Bürgeraktion mit der Abfallwirtschaft des Landkreises

Übereinstimmung bei Biomüllverarbeitung und Wertstofferfassung aber Ablehnung zur überregionalen Nutzung der Deponie

Jährlich trifft sich der Vorstand der Bürgerkation „Müll und Umwelt e.V.“ mit den Verantwortlichen der Abfallwirtschaft des Landkreises Schweinfurt und mit der Deponieleitung Rothmühle, so auch jetzt im Januar. Bei vielen Punkten war man sich im Gespräch und beim Deponie-Rundgang einig, wie zum Beispiel bei den geplanten Optimierungen zur Biomüllverarbeitung und den Bau weiterer Wertstoffhöfe. Andere Meinung besteht beim Thema Deponieerweiterung, denn diese ist in den nächsten Jahren leider vor allem auch deshalb notwendig, weil in den letzten Jahren Restmüll aus mehreren Kommunen Unterfrankens dort angeliefert wurde und den Berg schneller wachsen ließ als bei einer reinen Nutzung nur für den Kreis und die Stadt Schweinfurt.


Beim Deponierundgang mit dabei von links nach rechts: Walter Rachle (Vorstandsmitglied der Bürgeraktion), Heiko Glöckler (Leiter der Deponie Rothmühle), Johannes Neupärtl (Stellv. Vorsitzender der Bürgeraktion), Thomas Fackelmann (Leiter der Abfallwirtschaft Landkreis Schweinfurt), Thomas Geißler (Vorstandsmitglied Bürgeraktion) sowie Dr. Peter Möhringer (Vorstandsvorsitzender der Bürgeraktion).

Hintergrund sind Zweckvereinbarungen, die der Landkreis geschlossen hat, um die Betriebskosten zu senken. Laut Thomas Fackelmann, dem Leiter der Abfallwirtschaft, auch weil es ökologischer sei den Müll in der umliegenden Region Unterfranken zentral und nicht dezentral pro Kommune zu deponieren oder weiter weg auf andere Deponien zu fahren. Dies ist für die Bürgeraktion zwar teilweise nachvollziehbar, führt aber eben auch dazu, dass Deponievolumen, das ehemals nur für den Kreis und die Stadt geplant war, schneller verfüllt wurde und somit den Bedarf einer früheren Erweiterung zur Folge hat.

Die erneute Deponie-Erweiterung wäre zum jetzigen Zeitpunkt noch lange nicht notwendig, wenn sich der Landkreis auf seinen Kreis und die Stadt konzentrieren würde“, so Dr. Peter Möhringer, Vorsitzender der Bürgerkation Müll und Umwelt.

Momentan seien zwar viele Zweckvereinbarungen gekündigt oder abgelaufen, „aber sobald die Erweiterung wieder neue Kapazitäten vorweist, wird der Landkreis vermutlich wieder auf das alte Konzept mit neuen Verträgen zurückgreifen“, befürchtet die Bürgeraktion. „Je größer eine Deponie ist, und je mehr Anlieferer aus ganz Unterfranken kommen, umso größer ist die Belastung für die umliegenden Anwohner und auch das Landschaftsbild im Werntal hat sich in den letzten Jahren dadurch sehr verschlechtert“, zeigt sich der Umweltverein besorgt.

Positiv – Verbesserungen bei Biomüll-Verarbeitung
Den Bau einer Anlieferungshalle für den Biomüll auf dem Gelände der Deponie mit dabei integrierten Sortier- und Sieb-Anlagen sieht die Bürgeraktion positiv, schließlich erhofft man sich dadurch die Qualität der Gärreste und des Komposts zu verbessern. Auch die Luftbelastung sollte sich hierdurch reduzieren, da das bisherige Abkippen im Freien nun entfällt.

Interessant ist für die Bürgeraktion auch der Aspekt, dass Stand heute auch noch Kapazität für Biomüllanlieferungen aus der Stadt frei wäre. Die Bürgeraktion sieht nach wie vor den Bedarf den Biomüll in der Stadt über eigene Tonnen zu sammeln und einer Vergärung, statt der Verbrennung zuzuführen, ähnlich wie es der Landkreis jetzt schon umsetzt.

Erfreulich sieht der Umweltverein auch die niedrigen Restmüllmengen im Landkreis, die laut Thomas Fackelmann durch die Anreize über die Gebühren inkl. Verwiegung sowie durch das Angebot der Wertstoff-Anlieferung erreicht wird. Der geplante Bau weiterer Wertstoffhöfe in Gerolzhofen, Üchtelhausen und Schonungen wird die Anlieferung sowie sortenreine Erfassung weiter verbessern, zeigt sich die Bürgeraktion erfreut und überzeugt von den Planungen des Landkreises.

Reparieren statt Wegwerfen
Unabhängig davon appelliert der Verein weiter an die Bürger verstärkt auf Reparaturen und Wiederverwendung zu setzen, statt wegzuwerfen. Hier gibt es viele Möglichkeiten wertvolle Materialien und Rohstoffe einzusparen sowie Müll zu vermeiden. Die „Abfall-App“ des Landreises Schweinfurt hält hierzu Tipps und Repair-Cafe-Termine in der Region bereit und könne deshalb empfohlen werden. Oftmals seien es auch einfache Dinge, auf die man achten kann, so zum Beispiel die Frage, wie oft brauche ich ein Gerät wirklich, rentiert sich ein Kauf oder kann ich es auch leihen oder wenn doch benötigt, kann ich es auch gebraucht kaufen? Und man kann auf Gewährleistung und Garantie achten, denn oft sind Reparaturen über den professionellen Kundenservice des Herstellers kostenlos noch möglich. Deshalb der Tipp: Garantieschein und Kaufbelege immer aufbewahren, und im Reparaturfall nachschauen.
Mehr Tipps zum Thema Reparieren, finden Sie hier.

Reparieren statt Wegwerfen

Reparieren ist meist teurer – aber nachhaltiger
Die Reparatur ist nicht immer der Plan der Hersteller, manche wollen lieber ein Neu-Produkt verkaufen. Beispiel Elektrogeräte:

* Abdeckungen meist verklebt statt verschraubt
* Elektronische Ersatzteile sind meist überteuert
* Schalter, etc. nicht einzeln erhältlich, nur als Baugruppe
* Elektrogeräte sind die am meisten wachsende Abfallmenge in Europa (jährlich um 2% , nur 40 % wird recycelt)

Die Folge: Immer mehr langlebige Güter mit behebbaren Mängeln enden vorzeitig im Müll. Zu viel Müllverbrennung, zu viel Rohstoff-Verbrauch.

Was können wir als Verbraucher tun?

  1. Brauche ich das Gerät wirklich, wie oft im Jahr? Kann ich es auch leihen oder mit anderen Teilen (Sharing)?
    Tipp: Vor Neu-Anschaffung erst gut überlegen!
  2. Auf Gewährleistung und Garantie achten:
    Oft sind Reparaturen über den professionellen Kundenservice des Herstellers kostenlos noch möglich.
    Tipp: Garantieschein und Kaufbelege aufbewahren, nachschauen!
  3. Selbst Reparieren: Bei Elektrogeräten auf Sicherheit achten!
    Tipp: Günstige Ersatzteile und Reparaturanleitungen im Internet.
    Linksammlung unter: reparatur-initiativen.de
  4. Reparatur-Werkstätten in der Nähe finden
    Tipp: Schau mal hier: meinmacher.de oder Suche selbst im Internet !
  5. Repair Cafes: 
    In Schweinfurt im Pfarrzentrum St. Kilian
    Tipp: Nächster Termin: 22. Oktober, 10:00 – 14:00 Uhr!
  6. Politische Forderungen stellen:
    Tipp: Initiativen für gesetzliche Änderungen unterstützen!

Die Zukunft – Regionalwerke mit Wertschöpfung in der Kommune vor Ort

„Wir sind für eine dezentrale Energiewende in kommunaler Hand, denn wir sehen die Daseins-Fürsorge für Strom auch bei uns in den Gemeinden“, so der Bürgermeister von Elfershausen, Johannes Krumm am Beginn seines Vortrages auf der zweiten Busstation der Info-Tour der Bürgeraktion am 14. Mai 2022 auf der Trimburg. Die Kommunen hätten es in der Hand, wie ein Stadtwerk selbst Strom auf dem Land zu produzieren und seinen Bürgern anzubieten. Das heißt eigene Anlagen zur Stromgewinnung über das Regionalwerk zu betreiben und auch das Stromnetz vor Ort wieder in kommunaler Hand zu legen.

Bürgermeister Johannes Krumm: „Ich bin für eine dezentrale Energiewende in kommunaler Hand“.

 

Die Vorteile lägen auf der Hand: Höhere Bürgerakzeptanz, weil regionale Einbindung vor Ort, eine höhere Sicherheit bei der Stromerzeugung durch weniger Abhängigkeit von großen Konzernen sowie die wirtschaftliche Wertschöpfung in der Region mit Arbeitsplätzen und Einnahmen, die auch wieder den Bürgern zugutekommen. Wie dies bei der dünnen Personaldecke und fehlenden Fachexperten auf dem Land gehen solle, fragten einige Zuhörer. Dies sei gerade der Vorteil, wenn sich mehrere Gemeinden zu einem Klimanetzwerk zusammentun und so eine Arbeits- und Kostenteilung möglich sei. So könne man sich gemeinsam Fachwissen zukaufen und auch gegenseitig voneinander lernen. „Gemeinsam ist man stärker“, zeigte sich Johannes Krumm überzeugt.

Unterfranken kann Vorreiter für ganz Bayern werden hinsichtlich dezentraler Energieerzeugung in den Kommunen.

Momentan sei man in der Region Bad Kissingen noch in der Konzeptphase, aber schon in naher Zukunft könne dies Wirklichkeit werden. Unterfranken könne laut Krumm hier Vorreiter für ganz Bayern werden, denn auch der Landkreis Haßberge habe bereits eine Gesellschaft zur Umsetzung regionaler Energieprojekte gegründet mit dem Ziel autark zu werden und ist bereits konkret in die Konzeptentwicklung für ein Regionalwerk auf Landkreis-Ebene eingestiegen.

Momentan lässt auch die Gemeinde Elfershausen für ein bereits planerisch begonnenes Projekt für eine Freiflächen-Photovoltaikanlage eine Machbarkeitsstudie erstellen, wie die Einbindung der Kommune und somit in das Regionalwerk möglich wäre. Generell stellt sich die Frage, mit welchen Geschäftsfeldern so ein Regionalwerk starten könnte? Hier ergeben sich alle Bereiche der Energiewende, wie zum Beispiel der Betrieb von Freiflächen-PV-Anlagen, das Contracting von PV-Dachanlagen, der Betrieb eines Nah- oder Fernwärmenetzes, die Speicherung von überschüssigem Strom über Elektrolyse, bis hin zum Energiemanagement und eigenen Energievertrieb. Am Ende seines Vortrages erläuterte der Bürgermeister noch weitere Projekte in Elfershausen, die auf eine weitere Nachhaltigkeit in der Gemeinde einzahlen sollen, so etwa eine Bahnhaltestelle mit Car- oder E-Bike-Sharing und Ladestation.

Konzept „Junges-Altes-Wohnen“ mit kleinen Wohneinheiten statt Neubaugebiete

Auch beim Wohnungsbau sieht Krumm die Zukunft nicht in der Ausweisung neuer Baugebiete, sondern in der cleveren Innenortsentwicklung, wie zum Beispiel durch die Schaffung von Wohngebäuden mit dem Konzept „Junges-Altes-Wohnen“ mit kleinen Wohneinheiten und der damit verbundenen Neunutzung von freiwerdenden Altorthäusern für junge Familien. Die Bus-Tour ging zu Ende mit einem Blick von der Trimburg in das schöne Saaletal, mit vielen Informationen sowie Impulsen für eine dezentrale Energiewende und mit einem Dämmerschoppen in Feuerthal als letzter Busstation der Info-Tour.

   

Die Zukunft der Windkraft am Beispiel in Elfershausen

Ein kleiner Windpark mit drei Anlagen im hiesigen Wald war die erste Station der Energie-Infotour 2022 der Bürgeraktion Müll und Umwelt. Nach der Begrüßung und Einführung durch Bürgermeister Johannes Krumm stand der Projektleiter Benedikt Lüninck der Firma Prowind GmbH Rede und Antwort: „Als Anlagen-Projektierer benötige man langem Atem, in Elfershausen dauerte das Genehmigungsverfahren zwölf Jahre“. Pro Windrad musste eine Fläche von 0,5 Hektar Wald gerodet werden, in Summe für alle drei Anlagen inklusive Infrastruktur ca. 3 Hektar, wofür allerdings als Kompensation ein Ersatzwald gleicher Größe an anderer Stelle wieder gepflanzt wurde.

   

Die Anlagen mit einer Nabenhöhe von 149 und 161 Metern haben eine Leistung von jeweils 4,8 Megawatt, wobei die Technik sich stets weiterentwickle und mittlerweile Windräder mit bis zu 6,2 Megawatt und Nabenhöhen von 170 Metern im Markt seien.

Die drei Elfershäuser Windräder erzeugen 35 Gigawattstunden im Jahr, was dem jährlichen Strombedarf von etwa 10.000 Haushalten entspricht.

Hinsichtlich Vogel- und Fledermausschutz werden die Anlagen immer dann abgeschaltet, wenn die gemessenen Parameter eine Flugzeit der Tiere erwarten lässt. „Auch das störende Blinken nachts wird bei fast allen Windrädern in Deutschland bald ein Ende haben, denn die roten Signallichter werden ab ersten Januar 2023 nur noch eingeschaltet, wenn sich ein Flugzeug in einem gewissen Radius nähert“, erläuterte der Experte Benedikt Lüninck.

Die roten Signallichter werden ab ersten Januar 2023 nur noch eingeschaltet, wenn sich ein Flugzeug in einem gewissen Radius nähert.

Die Zuhörer wollten wissen, wie nachhaltig ein Windrad ist. „Durch regelmäßige Kontrollen und sehr gute Wartung können solche Windräder oftmals weit länger als teilweise prognostiziert laufen, und zwar je nach Beanspruchung bis zu 30 bzw. 35 Jahre. Die CO2-Neutralität, womit die Kompensation, der durch Herstellung, Nutzung und Entsorgung der Anlage erzeugten Menge gemeint ist, trete spätestens innerhalb von vier Jahren ein, so Lüninck, mit Bezug auf jüngste Studien des Umweltbundesamt. Ein sehr großer Materialbedarf wird mit etwa 450 Betonmischer pro Windrad-Fundament benötigt, denn schließlich müsse in der Höhe die „Gondel“ an der Nabe getragen und die Kräfte auf alle Teile bei Sturm nach unten abgefangen werden. Etwa zwei Reise-Busse groß und ca. sechsmal so schwer wie ein Reisebus ist dieses Maschinenhaus in luftiger Höhe. Unvorstellbar, wenn man selbst mit einem Bus am Sockel steht, staunten die Zuhörer.

   

Auf die Akzeptanz in der Bevölkerung angesprochen erwiderte Lüninck, dass solche Projekte nur durch Einbindung und Beteiligung der Bürger sinnvoll möglich sind, wie in Elfershausen geschehen durch die Gründung der Elfershausen Bürgerwindpark GmbH & Co. KG mit ca. 35% Beteiligung durch Privatpersonen. Mittlerweile sei das Spektrum der Beteiligungsmöglichkeiten sehr groß und variantenreich bis hin zu Kommanditisten aus den Kommunen selbst. Allerdings steige der Aufwand bei Bürgerbeteiligungen mit der Anzahl der sich beteiligenden Bürger, so dass sich ein breites Angebot an die Bevölkerung meist nur bei größeren Projekten, also großer Anzahl von Windrädern in einem Park, rentiere. Bei kleineren Projekten sei es vorteilhafter direkt auf die Interessierten zuzugehen. In Elfershausen seien etwa 35.000 Arbeitsstunden in das Gesamt-Projekt eingeflossen, weshalb die Kosten für derartige Windräder mit Material sowie Infrastruktur und allen begleitenden Maßnahmen bei rund 10 Millionen Euro liege. Was müsse sich ändern, damit der ins Stocken geratene Ausbau der Windkraft wieder Fahrt aufnehme, wollten die Teilnehmer wissen. Der Windrad-Experte nannte vier Punkte: 1.) Bei einer Genehmigungsdauer von ca. zwei Jahren sollte es möglich sein den Hersteller und das Modell nach erhalt der Genehmigung zu wählen, momentan ein Problem, weil in Deutschland die Genehmigung auf ein bestimmtes Modell ausgestellt wird und bei Veränderung des Herstellers oder Modells eine neue Genehmigung notwendig ist. Generell müssen sich die Genehmigungszeiträume verkürzen von aktuell im Schnitt ca. sieben Jahren auf ein bis zwei Jahre. 2.) Die Flächenausweisungen bieten momentan durch vorhandene Restriktionen zu wenig Möglichkeiten. Es werden viele gute Standorte aus kommunal- oder regionalpolitischen Gründen nicht in Betracht gezogen. 3.) Projektierer stehen in der Verpflichtung für jede Genehmigung aktuelle und hoch spezifische Arten- und Naturschutzgutachten vorzulegen, wobei bei den involvierten Behörden ein großer Fundus an Wissen über die Verhältnisse im Gebiet vorliegt, der effizienter genutzt werden sollte um die Genehmigungsphasen zu beschleunigen. 4.) Durch ein Abschmelzen der Subventionen tragen die Projektierer mittlerweile ein sehr großes unternehmerisches Risiko.