Abfallwirtschaft im Landkreis: Mehr Mut für neue Projekte

Die Bürgeraktion Müll und Umwelt hat die letzten Beschlüsse des Umwelt-Ausschusses im Kreis sowie des Kreistages Schweinfurt analysiert und wünscht sich mehr Mut neue Projekte anzugehen. Wirtschaftlichkeit und Personalengpass darf hier nicht allein ausschlaggebend sein, um Projekte bzw. Investitionen zu verschieben oder gar abzulehnen. Wenn gleichzeitig bekannt wird, dass ein Jahres-Überschuss von 2,3 Millionen Euro in der Abfallwirtschaft im Landkreis Schweinfurt erzielt wurde stellt sich umso mehr die Frage, warum einige Kreisräte im Umweltausschuss  zum Beispiel den Antrag für die Einführung von Secondhandläden und Wühlkisten abgelehnt haben.

Positives Beispiel aus dem Landkreis Haßberge
Um das Sperrmüllaufkommen im Landkreis Haßberge zu reduzieren und neue Arbeitsplätze zu schaffen hat der Landkreis Haßberge schon vor vielen Jahren einen Gebrauchtmöbel-Markt und Wühlkisten eingeführt. Auf der Website des Landkreises dort ist zu lesen, dass seit Beginn der Maßnahme kontinuierlich Jahr für Jahr aus ca. 2.000 Haushalten etwa 3.800 Möbelstücke mit einem Gesamtgewicht von geschätzt 100 Tonnen dem Sperrmüll entzogen wurden. Ebenso wurden mehrere Arbeitsplätze im Rahmen dieses Projektes eingerichtet. Die Nachfrage nach dem Mobiliar ist so hoch, dass Abholung und Verkauf nach wie vor in einem harmonischen Gleichgewicht stehen, so die Information auf der dortigen Website.

Gegenstände und Materialien wiederverwenden, statt wegzuwerfen wird unabdingbar und der Trend in diese Richtung wird in den nächsten Jahren größer werden.

Kreislaufwirtschaft immer wichtiger – Rohstoffe und Energie schonen
Im Jahr 2019 fiel der Erdüberlastungstag, der Tag, an dem wir alle Ressourcen verbraucht haben, die der Menschheit jährlich zur Verfügung stehen, auf den 29. Juli. Rohstoffe zur Herstellung von neuen Produkten werden also immer knapper, gleichzeitig stoßen die Müllverbrennungsanlagen in Deutschland, so auch das GKS in Schweinfurt, kontinuierlich an ihre Kapazitätsgrenzen und die immer wieder neue Erschließung von Deponieflächen und Müll-Zwischenlager sind auch keine Option. Insofern muss jeder Bürger und auch die Abfallwirtschaft in den Kommunen zukünftig neue Wege gehen. Gegenstände und Materialien wiederverwenden, statt wegzuwerfen wird unabdingbar und der Trend in diese Richtung wird in den nächsten Jahren größer werden. Umso wichtiger diese Chancen jetzt zu erkennen und rechtzeitig eine dementsprechende Infrastruktur auf lokaler Ebene aufzubauen.

Erweiterte Konzepte zur Verwertung Biomasse
Ein weiteres Potential sieht die Bürgeraktion beim Landkreis Schweinfurt zukünftig auch in erweiterten Konzepten zur Verwertung von Biomasse. Ein Ansatz könnte der Zusatz von Pflanzenkohle während der Kompostierung sein, um Geruchsbelästigungen und Ausgasungen zu reduzieren sowie die Qualität des Komposts weiter zu verbessern. Im Neckar-Odenwald-Kreis gibt es laut der Bürgeraktion das Biomassezentrum auf Sansenhecken in Buchen, dort beschäftigt sich das Abfallwirtschaftszentrum mit der weiteren Veredelung von Grüngut und Bioabfall, um hochwertige Produkte wie Pflanzenkohle, Nährhumus oder sogar die Schwarzerde „Terra Preta“ herzustellen. Ein Projekt, das aus Sicht des Umweltvereins aufgrund der regionalen Wertschöpfungsidee auch näher für den Landkreis Schweinfurt betrachtet werden sollte.

Eine gut wirtschaftende Abfallwirtschaft wie die hiesige ist erfreulich. Beispiele aus anderen Kommunen zeigen aber, dass es noch viele Potentiale gibt, mit denen sich auch der Landkreis und die Stadt Schweinfurt zeitnah beschäftigen müssen.