Keine Biomüll-Verbrennung und kein atomares Langzeitlager

Rückblick und Ausblick während der Jahreshauptversammlung
Bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung Anfang April 2017 ging der Vorstand auf die Themen und Maßnahmen im vergangenen und kommenden Jahr ein. Schwerpunkte sind und bleiben die aus Sicht der Bürgeraktion Müll und Umwelt e.V.  sinnlose Verbrennung des Biomülls in der Stadt Schweinfurt sowie die Kontrolle des Rückbaus des AKW Grafenrheinfeld und Verhinderung eines Langzeitlagers für Atommüll am hiesigen Standort. Ebenso kritisch verfolgt der Umweltverein das GKS-Müll-Zwischenlager auf der Deponie Rothmühle und die Pläne SuedLink. Unterstützenswert bleibt das Projekt für einen Nationalpark Steigerwald sowie die Energiewende und dezentrale Energiegewinnung vor Ort in der Region. Letzteres war auch der Schwerpunkt des Gastvortrages „Power-to-Gas von der Stadtwerke Haßfurt GmbH im Rahmen der Jahreshauptversammlung. Ein Thema das annährend 50 Personen in die Gaden nach Geldersheim kommen ließ.

Biomüll-Verbrennung der Stadt Schweinfurt
In seinem Vortrag ging Johannes Neupärtl, stellv. Vorstand, auf die Forderung der Bürgeraktion ein, die Verbrennung des Biomülls der Stadt Schweinfurt zu stoppen und stattdessen eine Biomülltonne mit regelmäßiger Abholung einzuführen. Seit Januar 2015 ist durch eine EU-Richtlinie die flächendeckende Biomüllerfassung vorgeschrieben. Leider umgehe die Stadt Schweinfurt dies weiterhin, weshalb es intensive Gespräche mit dem Dachverband „Das bessere Müllkonzept“ gegeben habe. Von diesem gibt es auch verlässliche Zahlen aus dem Jahr 2014, die zeigen, dass die Stadt bei der Biomüll-Erfassung im landesweiten Vergleich nur den 59. Platz einnehme. Betrachtet man nur den Anteil Küchenabfälle, so liege die Stadt mit 0,3 kg pro Einwohner und Jahr sogar weit abgeschlagen auf den 79. Rang. Die Verbrennung von Biomüll über den Restmüll ist im Vergleich zur Vergärung und Kompostierung der weitaus schlechtere Weg, weshalb die Bürgeraktion ein Umdenken einfordert. Ein Anschluss der Stadt an die vorhandene Vergärungsanlage des Landkreises wäre aus Sicht des Umweltvereins die preisgünstigste, ökologischste und die Variante mit geringster Ressourcenvernichtung. Gespräche mit den Verantwortlichen des Abfallwirtschaftsbereiches und politischen Gremien der Stadt Schweinfurt sind für die nächsten Monate im Jahr 2017 geplant.

Grafenrheinfeld darf  kein atomares Langzeitlager werden
Die Bürgeraktion spricht sich für einen zeitnahen Rückbau des AKW Grafenrheinfeld aus, wobei die maximale Sicherheit und Transparenz die höchste Priorität vor Wirtschaftlichkeit haben muss. Die bisher vorgelegten Planungsunterlagen des Betreibers seien bei weitem nicht ausreichend und detailliert genug. Die größte Sorge bereite weiterhin das vorhandene atomare Zwischenlager. Der hochradioaktive Müll ist in der Leichtbauhalle nur unzureichend geschützt, deshalb müsse diese so schnell wie möglich aufgelöst und zusätzlich bis zum Abtransport in ein Endlager nachgerüstet werden. Die Endlagersuche darf nicht auf die nachfolgenden Generationen verschoben werden, sondern müsse mit Nachdruck forciert und beschleunigt werden. Wenn kein Endlager gefunden wird drohe die Gefahr, dass aus Zwischenlager Langzeitlager werden. Durch öffentlichen Druck müsse dies unbedingt verhindert werden. Die Endlagersuche muss transparent und sachlich orientiert so gestaltet werden, dass die Nachfolgegenerationen so wenig wie möglich Gesundheitsgefahren ausgesetzt sind. Gorleben genüge diesem Anspruch nicht.

Energiewende in der Region: Power-to-Gas in Haßfurt
Wie kann „überschüssiger“ Windstrom gespeichert oder genutzt werden? In unmittelbarer Nähe zu Schweinfurt, im Mainhafen Haßfurt, gibt es seit Ende 2016 ein umgesetztes Beispiel in Form einer „Strom-in-Gas-Anlage“. Dabei wird Windstrom in Wasserstoff verwandelt und in das Erdgasnetz der Städtischen Betriebe Haßfurt GmbH eingespeist. Durch diese Umwandlung wird der in unmittelbarer Nachbarschaft von Haßfurt erzeugte erneuerbare Strom vor Ort speicherbar. In seinem Vortrag erläuterte Referent Markus Eichhorn (Projektingenieur), die Funktionsweise der Anlage. Haßfurt sei hier einer von wenigen Vorreitern, denn es gebe deutschlandweit momentan vergleichsweise wenige Anlagen – einige davon in Mainz. Auch wenn Wasserstoff im Vergleich zu Erdgas nur etwa ein Drittel des Brennwertes habe, so sei das Konzept durch die vorhandene Infrastruktur und einem Großabnehmer in Haßfurt sinnvoll und mit einem Wirkungsgrad von 62-68 Prozent rentabel. Für das Altstadtnetz ergebe sich eine Zumischung von 5 Prozent und maximal dürfe der Anteil nicht über 10 Prozent liegen. Bei einer maximalen elektrischen Leistung von 1.250 kW liefere die Anlage zwei Fahrweisen, zum einen Wasserstoffproduktion aus Überschussstrom und zum anderen eine Regelleistung im Gesamtenergie-Konzept der Stadt. Pro Jahr soll der containergroße Elektrolyseur etwa eine Million Kilowattstunden des klimaneutralen Gases liefern. Betreiber ist die Windgas Haßfurt GmbH & Co. KG, bei der die Städtischen Betriebe Haßfurt GmbH beteiligt sind. Eine rege Diskussion stellte sich ein, ob nicht die Batteriespeicherung oder die Methanisierung von überschüssigen Windstrom vergleichbar oder besser wären. Eine Pauschal-Aussage sei hier nicht machbar, so Eichhorn, denn es käme immer auf die örtliche Situation und Gesamtkonzeption an. In Haßfurt sei dies im Verbund mit dem vorhandenen Erdgasnetz und nahegelegenem Großabnehmer die passende Lösung. Aufgrund des großen Interesses plant die Bürgeraktion im Herbst eine Besichtigung der Power-to-Gas Anlage vor Ort.


Bild: Referent Markus Eichhorn stellte sich nach seinem Vortrag den vielen Fragen der interessierten Bürger.